»Expat-Paare müssen für gewöhnlich noch immer verheiratet sein«
Die Arbeitserlaubnis für Expatriates und die Aufenthaltsgenehmigung für die Familie zu organisieren, ist extrem komplex. Warum es sich lohnt, professionelle Visum-Agenturen einzuschalten, erfahren Sie im Interview mit Ute Fuhrmann-Bade von der CIBT VisumCentrale.
EXPAT NEWS: Mit wie viel Vorlaufzeit müssen angehende Expatriates und Personalabteilungen bei der Visumerteilung rechnen?
Fuhrmann-Bade: In der Regel dauert die Visumbeschaffung mehrere Monate. Grundsätzlich hängt die Dauer aber auch vom Land, von der Tätigkeit vor Ort und damit auch von der Visum-Kategorie ab. Für China bekommen Sie beispielsweise auf dem Expresswege von heute auf morgen ein Visum; für Länder Südamerikas wiederum kann sich das Prozedere bis zu drei Monate hinziehen. Außerdem kommt es immer auch darauf an, ob ein Expatriate mit Partner und Familienangehörigen reist. Je mehr Personen im Spiel sind, desto mehr Dokumente müssen eingereicht, beglaubigt und bearbeitet werden. Besonders kompliziert wird es zudem, wenn der Partner eine andere Nationalität hat, für die bei der Einreise weitere nationale Dokumente bei einem anderen Konsulat erforderlich sind.
EXPAT NEWS: Welche Dokumente müssen Expats und Auswanderer vorweisen?
Fuhrmann-Bade: Bei Entsendungen ist es vor allem der Arbeitsvertrag. Auch die Geburtsurkunde darf in den meisten Fällen nicht fehlen. Bei Ehepaaren ist die Heiratsurkunde ebenfalls wichtig. Auch Arbeits- und Universitätszeugnisse und diverse Lehrgangszertifikate können je nach Aufenthaltsland und Tätigkeit vor Ort von Bedeutung sein. Für manche Länder müssen die Mitarbeiter auch zu einem persönlichen Interview im Konsulat erscheinen. Die meisten Dokumente müssen zudem von den Ämtern legalisiert, also beglaubigt werden – und vorab fast immer auch in die jeweilige Sprache übersetzt worden sein. All das kostet zweifelsohne viel Zeit.
EXPAT NEWS: Was ist der Unterschied zwischen einem Business- und einem Arbeitsvisum?
Fuhrmann-Bade: Geschäftsreisende sind meistens für die Dauer von wenigen Tagen oder Wochen im Auftrag ihrer Firma unterwegs – etwa um Verhandlungen zu führen oder Verträge abzuschließen. Um ein Business-Visum zu erhalten, reicht in 90 Prozent aller Fälle eine Einladung des Unternehmens im Gastland aus. Das Arbeitsvisum hingegen gilt für die ein- bis dreijährige Arbeitsaufnahme im Gastland; es hat also eine längerfristige Gültigkeit und seine Beschaffung dauert deutlich länger.
EXPAT NEWS: Viele Unternehmen entsenden sehr kurzfristig und stehen unter dem Druck, alle Formalitäten schnell zu regeln. Haben Sie als Profis Einfluss auf die Beschleunigung von Visum-Verfahren?
Fuhrmann-Bade: Wir können keinem Amtsgericht dieses Landes vorschreiben, noch am selben Tag, an dem wir ein Dokument beglaubigen lassen, den Stempel drunterzusetzen. Da sind uns die Hände gebunden. Was allerdings für unsere Kunden von Vorteil ist: Wir haben den direkten Kontakt zu den Konsulatsmitarbeitern. Bei diesen handelt es sich oft um langjährige Angestellte, mit denen wir seit Jahren zusammenarbeiten. Das erleichtert einiges. Eine Privatperson, die sich auf eigene Faust um die Formalitäten kümmern muss, müsste im ersten Schritt erst einmal den richtigen Ansprechpartner herausfinden.
EXPAT NEWS: Für welche Länder ist es besonders schwer, ein Arbeitsvisum zu beschaffen? Und wann sind Vorgänge unkompliziert?
Fuhrmann-Bade: Das hängt sehr von den Visumkategorien ab. Es ist eine Sache, ob eine Firma für einen Mitarbeiter ein Visum benötigt, um in Indien Maschinen zu reparieren und eine andere, ob für den Arbeitnehmer ein Employment Visa beantragt werden muss, weil er in der indischen Niederlassung angestellt wird. Für letztere Kategorie müssen ausländische Unternehmen übrigens nachweisen, dass sie in der Niederlassung eine gewisse Anzahl von Indern beschäftigen – ansonsten können die Behörden die Zulassung für die deutsche Fachkraft verweigern. Unserer Erfahrung nach ist es aber so, dass sich die Visumbeschaffung in asiatischen Ländern einfacher gestaltet als beispielsweise in Südamerika. Das liegt unter anderem daran, dass viele Formalitäten für die Arbeitserlaubnis nicht vor der Einreise, sondern nach Ankunft im Gastland vor Ort erledigt werden müssen.
EXPAT NEWS: Warum haben Partner von Expats oft Schwierigkeiten, ein Arbeitsvisum zu erhalten?
Fuhrmann-Bade: Beim Expatriate ist klar, dass er wegen eines Jobs ins Ausland geht und seine Firma hat alle erforderlichen Nachweise der Auslands- tätigkeit zu erbringen. Die mitreisenden Partner haben in der Regel keinen Job, sondern müssen sich vor Ort einen suchen. Vorher erhalten Sie als Expat-Ehepartner zwar eine Aufenthaltsgeneh- migung, aber eben keine Lizenz zum Arbeiten. Die Chancen, einen Job und damit auch die Arbeitserlaubnis zu bekommen, hängen wiederum vom Fachkräftebedarf ab. Wer Qualifikationen bietet, die im jeweiligen Land gerade besonders gefragt sind, hat naturgemäß bessere Karten als – salopp gesagt – ein Straßenfeger.
EXPAT NEWS: Viele Expat-Paare heiraten vor dem Schritt ins Ausland, damit der Partner auch eine Aufenthaltserlaubnis erhält. Ist das tatsächlich notwendig? Und welche Möglichkeiten haben etwa gleichgeschlechtliche Paare?
Fuhrmann-Bade: In nahezu allen außereuropäischen Ländern müssen deutsche Expatriate-Paare verheiratet sein, um gemeinsam dauerhaft im Ausland zu leben. Der Grund: Oft hat nur einer der beiden einen festen Job und der andere gibt dem Partner zuliebe seine Arbeit auf. Die Gaststaaten wollen sicher- gehen, dass jemand für den »arbeitslosen« Teil der Auswanderer Verantwortung übernimmt. Die Ehe schafft diesbezüglich rechtliche Klarheit. Was homosexuelle verheiratete Paare angeht, so akzeptieren viele Länder diese absolut nicht. Ich denke da beispielsweise an streng muslimische Länder wie den Iran. Wer in einer Partnerschaft ohne Trauschein lebt und ins Ausland will, muss sich separat, als Individuum, um einen Job und die Arbeitsgenehmigung kümmern.
EXPAT NEWS: Welche denkwürdigen Erlebnisse hatten Sie bisher in Ihrem Arbeitsalltag?
Fuhrmann-Bade: Denkwürdig geht es eigentlich permanent zu. Ich wundere mich immer wieder, welche Schwierigkeiten gestandene Manager oder sogar Professoren haben, die notwendigen Unterlagen vollständig und richtig auszufüllen. Wir müssen da sehr oft nachhaken und viel unterstützen. Was mir jedoch regelmäßig auffällt: Die Expat-Frauen werden oft allein gelassen. Drei Wochen vor der Abreise wissen sie manchmal noch nicht einmal, wie sie an ihren Container mit dem Umzugsgut rankommen oder an welcher Schule sie die Kinder anmelden sollen. Ich spüre bei ihnen eine große Unruhe, vor allem dann, wenn die komplette Familie in ein neues Land übersiedelt.
EXPAT NEWS: Woran liegt das?
Fuhrmann-Bade: Mein Eindruck ist, dass sich die Personalverantwortlichen der entsendenden Unternehmen allein um den Expatriate und dessen Aufgabe vor Ort kümmern. Die psychologische Unterstützung der Familie, etwa durch das Engagieren eines Relocaters oder interkulturellen Trainers, fehlt meistens. Offenbar fühlen sich viele Firmen in diesen Dingen nicht in die Pflicht genommen. Dabei bin ich sicher, dass ins- besondere eine gelungene persönliche Betreuung der Familie im Vorfeld entscheidend für das Gelingen einer Auslandsentsendung ist.
Über die VisumCentrale:
- Gegründet: 1994
- Sitz: Bonn
- Mitarbeiter: Weltweit mehr als 500 in 30 Niederlassungen
- Leistungen: Beratung in Visafragen, Visum-Tracking, Visumbeschaffung, Aktuelle Länderinformationen
- Hotline: 0180-124 28 33
- E-Mail: info@visum-centrale. de
- Web: www.visum-centrale.de
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