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Menschen mit Einwanderungsgeschichte gründen häufiger in Deutschland
© Jadon Bester/peopleimages.com, AdobeStock

Menschen mit Einwanderungsgeschichte gründen häufiger in Deutschland

In Deutschland gründen Menschen mit Einwanderungsgeschichte im Vergleich zu jenen ohne Einwanderungsgeschichte häufiger. Das hat eine aktuelle Studie des Global Entrepreneurship Monitor (GEM) herausgefunden, der Gründungsaktivitäten und Gründungseinstellungen weltweit vergleicht.

Die Quote von Gründenden mit Einwanderungsgeschichte liegt bei knapp 20 Prozent und ist im Vergleich zu der Quote von denen ohne Einwanderungsgeschichte von acht Prozent mehr als doppelt so hoch. Außerdem gibt es einen deutlichen Anstieg der Gründungsquote  im Vergleich zum Vorjahr innerhalb der migrantischen Bevölkerung von sechs Prozentpunkten. Bei nicht-migrantischen Gründenden liegt der Anstieg bei 1,7 Prozentpunkten.

Menschen mit Einwanderungsgeschichte gründen häufiger

Dem Barometer zufolge wird die Gründungsquote als Anteil der 18- bis 64-Jährigen definiert, die während der letzten 3,5 Jahre ein Unternehmen gegründet haben (sogenannte Young Entrepreneurs) und/oder gerade dabei sind, ein Unternehmen zu gründen (sogenannte Nascent Entrepreneurs).

Nur jede dritte Gründende mit Einwanderungsgeschichte ist eine Frau

Bemerkenswert ist außerdem, dass nur knapp ein Drittel der Gründenden mit Einwanderungsgeschichte Frauen sind, während bei den Gründenden ohne Einwanderungsgeschichte der Frauenanteil 40,4 Prozent beträgt.

Menschen mit Einwanderungsgeschichte gründen häufiger

Darum gründen Menschen mit und ohne Einwanderungsgeschichte in Deutschland

Gründende mit Einwanderungsgeschichte geben an, dass sie ein Unternehmen gründen, um „großen Wohlstand oder sehr hohes Einkommen zu erreichen.“ Ein weiterer Grund, den mehr als die Hälfte der Befragten mit Einwanderungsgeschichte angibt, ist „die Welt zu verändern“ und liegt mit 52,4 Prozent deutlich höher als bei denen ohne Einwanderungsgeschichte (40,8 Prozent). Diese neuen Ergebnisse widerlegen die Annahme aus verschiedenen Studien, dass Menschen mit Einwanderungsgeschichte ein Unternehmen gründen würden, weil sie schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt hätten. Außerdem zeigt sich, dass migrantische Gründende ihr Unternehmen häufig international ausrichten. „Die sprach- und landesspezifischen Kenntnisse sowie der Umfang und die Intensität der Beziehungen in ihr Herkunftsland schaffen häufig eine geeignete Grundlage für eine Gründung“, schreiben die Studieninitiatorinnen und -initiatoren.

Gründende mit Einwanderungsgeschichte sehen ihre Gründungschancen optimistischer

Knapp die Hälfte der Gründenden mit Einwanderungsgeschichte stimmen der Aussage zu, dass „sie Angst vor dem Scheitern von einer Unternehmungsgründung abhalten würde.“ Dies ist deutlich höher als bei Gründenden ohne Einwanderungsgeschichte, bei denen es nur knapp ein Drittel sind.

Auf der anderen Seite geben nicht-migrantische Gründende häufiger an, „das Wissen, die Fähigkeit und die Erfahrung für ihre Unternehmungsgründung zu haben beziehungsweise eine oder mehrere Gründungspersonen zu kennen.“

Obwohl migrantische Gründende ihre eigenen Fähigkeiten geringer einschätzen und sie größere Angst vor dem Scheitern haben, sehen 67,3 Prozent ihre Gründungschancen positiv, was ein deutlicher Unterschied zu den 45,6 Prozent der nicht-migrantischen Gründenden ist. Außerdem entschließen sich junge Gründende mit Einwanderungsgeschichte (Gruppe der 18- bis 34-Jährigen) mit 56,4 Prozent häufiger zu gründen als junge Gründende ohne Einwanderungsgeschichte (48,1 Prozent).

Mehr zum GEM-Länderbericht

Der GEM-Länderbericht Deutschland ist im Rahmen einer Kooperation zwischen dem RKW Kompetenzzentrum und dem Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibniz Universität Hannover für das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) entstanden. Die Ergebnisse dieses Länderberichts basieren auf Befragungen von weltweit über 164.000 Bürgerinnen und Bürgern (davon 4.110 in Deutschland) in 49 Ländern sowie von 2.147 Gründungsexpertinnen und Gründungsexperten in 51 Ländern (davon 70 in Deutschland) im Jahr 2022.