Die besten Länder für berufstätige Frauen
Fast die Hälfte der Frauen, die im Ausland leben (46 Prozent), nennen ihren Beruf oder ein eigenes Unternehmen als einen Grund für den Umzug. Im Vergleich zu männlichen Expats ist dies ein deutlich geringerer Anteil: Hier führen sieben von zehn Umfrageteilnehmern berufliche Gründe an. Nichtsdestotrotz ist es auch bei den Studienteilnehmerinnen der am häufigsten gewählte Grund, gefolgt von 33 Prozent der Frauen, die ihrem Partner zuliebe ins Ausland gegangen sind, und 26 Prozent, die auf der Suche nach einer persönlichen Herausforderung waren. Basierend auf den Antworten von über 6.000 Frauen, die an der jährlichen Expat Insider-Umfrage teilgenommen haben, hat InterNations, das weltweit größte soziale Netzwerk für alle, die im Ausland leben und arbeiten, ein bisher unveröffentlichtes Ranking der besten Länder für im Ausland arbeitende Frauen erstellt. Luxemburg, Taiwan und Deutschland führen die Rangliste an und konnten besonders in puncto sichere Arbeitsplätze überzeugen. Überraschenderweise – vor allem im Vergleich zu den relativ negativen Einschätzungen durch die männlichen Expats – folgen Ungarn und Bahrain in den Top 5, nicht zuletzt aufgrund ihrer guten Ergebnisse in Bezug auf Karrierechancen für Frauen und die allgemeine Zufriedenheit im Arbeitsleben.
Die zehn besten Länder für Frauen, die im Ausland arbeiten wollen
1. Luxemburg
Luxemburg führt den Index zum Arbeiten im Ausland nicht nur bei den weiblichen Expats, sondern auch unter allen Befragten an. Hier schätzen Frauen besonders die sicheren Arbeitsplätze: 86 Prozent äußern sich positiv dazu, und so schafft es das Großherzogtum in der entsprechenden Kategorie auf den ersten Platz. Die 93 Prozent der weiblichen Expats, die zudem die Wirtschaftslage positiv bewerten, tragen ebenfalls zum guten Abschneiden des Kleinstaates bei. Nicht zuletzt steht Luxemburg auch in der Kategorie Sicherheit an der Spitze: 96 Prozent beschreiben das Land als friedlich, und keine einzige Studienteilnehmerin äußert sich negativ zu dessen politischer Stabilität.
2. Taiwan
Taiwan landet insgesamt auf dem zweiten Platz für im Ausland arbeitende Frauen, und in der Kategorie Job & Karriere sogar auf dem ersten Platz. Sechs von zehn weiblichen Expats in Taiwan (62 Prozent) sind mit ihren Karrierechancen durchaus zufrieden, während nur etwa die Hälfte aller Umfrageteilnehmerinnen weltweit (53 Prozent) diese positiv bewertet. Eine große Mehrheit (86 Prozent) ist außerdem mit dem momentanen Job zufrieden, während auf globaler Ebene nur 62 Prozent das Gleiche von sich behaupten können.
3. Deutschland
In der Kategorie „sichere Arbeitsplätze“ schafft es Deutschland auf den dritten Platz – 90 Prozent der weiblichen Expats äußern sich positiv über die Wirtschaftslage. Fast die Hälfte aller Expat-Frauen in Deutschland sind Angestellte oder Führungskräfte (46 Prozent im Vergleich zu 36 Prozent weltweit). Die 11 Prozent der in Deutschland lebenden Frauen, die sich gerade auf Jobsuche befinden, haben zumindest einen guten Arbeitsplatz in Aussicht: 65 Prozent der Umfrageteilnehmerinnen sind mit ihren Karrierechancen im Allgemeinen zufrieden (weltweit sind es 53 Prozent). Bei weiblichen Expatriates schneidet Deutschland auch in puncto Sicherheit und politische Stabilität gut ab: 89 Prozent der Befragten äußern sich positiv zum Thema persönliche Sicherheit, während es weltweit nur 77 Prozent sind.
4. Ungarn
Ungarn stellt unter Beweis, dass Geld alleine nicht glücklich macht: Einerseits verdienen 43 Prozent der befragten Frauen in Ungarn weniger als sie im Heimatland in einer gleichen Position verdienen würden, im Vergleich zu 31 Prozent aller befragten Frauen weltweit. Andererseits schneidet Ungarn hinsichtlich Job & Karriere und Work-Life-Balance überdurchschnittlich gut ab und landet in beiden Kategorien auf Platz zwei. Stolze 40 Prozent der Studienteilnehmerinnen sind mit der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben vollauf zufrieden – weltweit sind es nur 17 Prozent. Ungarn gehört zu den Ländern, welche die größten Unterschiede zwischen Männern und Frauen aufweisen: Bei weiblichen Expats liegt es auf Platz sieben, schafft es aber bei den männlichen Teilnehmern nur auf Platz 36 von 62.
5. Bahrain
Die befragten Frauen in Bahrain scheinen sich dank einer freundlichen Atmosphäre dort leicht einzuleben – im entsprechenden Index liegt der Inselstaat im Persischen Golf auf dem sechsten Platz. Für mehr als ein Viertel der Umfrageteilnehmerinnen (27 Prozent) ist es überhaupt kein Problem, unter der einheimischen Bevölkerung Freunde zu finden – dieser Anteil ist weitaus höher als der globale Durchschnitt von 11 Prozent. Auch in den Kategorien Job & Karriere sowie Work-Life Balance liegt Bahrain auf dem dritten beziehungsweise sechsten Platz relativ weit vorne. Fast drei Viertel aller Expat-Frauen in Bahrain (73 Prozent) sind mit ihrem Arbeitsplatz im Großen und Ganzen zufrieden, während der weltweite Durchschnitt bei 62 Prozent liegt.
6. Australien
Australien ist das perfekte Ziel für alle Frauen, die im Ausland arbeiten und ihre Freizeit genießen möchten. Auch nach Feierabend können weibliche Expats in Australien nicht über Langeweile klagen: 93 Prozent bewerten ihre Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung positiv. Während weltweit nur 17 Prozent aller befragten Frauen angeben, mit ihrer Work-Life Balance rundum zufrieden zu sein, liegt der Anteil in Australien bei 30 Prozent. Das Wetter ist ein weiterer Bonus: 85 Prozent der Studienteilnehmerinnen genießen das dortige Klima – im Durchschnitt äußern sich 61 Prozent aller Befragten positiv über diesen Faktor.
7. Ecuador
Zwar geben zirka drei von zehn Studienteilnehmerinnen (29 Prozent) an, hier wesentlich weniger zu verdienen als sie in ihrer Heimat verdienen könnten, was deutlich über dem Durchschnittswert von 14 Prozent liegt. Dennoch kann Ecuador beim Thema Arbeiten im Ausland mit einer hervorragenden Work-Life-Balance punkten: Ganze 84 Prozent der Expat-Frauen in Ecuador sind mit diesem Aspekt zufrieden, während sich weltweit nur 60 Prozent aller Teilnehmerinnen ähnlich positiv äußern. Allerdings schwächelt Ecuador beim Wirtschaftsklima: 43 Prozent vergeben hier eine negative Bewertung, während der globale Durchschnitt nur 24 Prozent beträgt.
8. Neuseeland
Frauen, die es ins Ausland zieht, fällt es alles andere als schwer, sich in Neuseeland wie zuhause zu fühlen. So finden mehr als vier von fünf Befragten (83 Prozent), dass es einfach sei, sich an die Kultur der „Kiwis“ zu gewöhnen. Mehr als drei von fünf Umfrageteilnehmerinnen erwägen sogar, sich dauerhaft in Neuseeland niederzulassen – ganze 30 Prozentpunkte mehr als der Durchschnittswert weltweit. Vielleicht trägt ja die Work-Life Balance ein Übriges dazu bei: 77 Prozent der Frauen sind mit diesem Aspekt ihres neuen Lebens im Allgemeinen zufrieden.
9. Norwegen
In Norwegen können weibliche Expatriates mit einer Gehaltserhöhung rechnen: 74 Prozent der Umfrageteilnehmerinnen verdienen mehr als in einer vergleichbaren Stelle im Heimatland, während weltweit nur die Hälfte finanziell vom Umzug profitiert. Obwohl im globalen Durchschnitt fast acht von zehn Frauen (78 Prozent) mit dem neuen Leben im Ausland auch das persönliche Glück gefunden haben, ist dies in Norwegen leider nicht der Fall: Dem Gehaltszettel zum Trotz sind nur 66 Prozent aller Expat-Frauen mit ihrem Leben im Allgemeinen zufrieden.
10. Dänemark
Von allen drei Kategorien im Index „Arbeiten im Ausland“ erzielt Dänemark beim Thema Work-Life-Balance die besten Ergebnisse: Bei den Studienteilnehmerinnen liegt es hier auf dem vierten Platz. Die durchschnittliche Arbeitswoche in Dänemark hat bei allen Umfrageteilnehmern, einschließlich der Männer, nur 39 Stunden in Vollzeit und ist damit die kürzeste weltweit. Genau wie Norwegen liegt Dänemark aber in der Kategorie Job & Karriere bei den Frauen weit hinten, nämlich auf Platz 34 von 57. In puncto sichere Arbeitsplätze schneidet es auf dem 15. Platz wesentlich besser ab – wird jedoch von Norwegen geschlagen, das auf dem 9. Rang in die Top 10 rutscht.
Die schlechtesten Zielländer für karrierebewusste Frauen
Nicht nur einige der Länder, die sich bei berufstätigen Frauen in Ausland großer Beliebtheit erfreuen, befinden sich in Europa – sondern auch einige derjenigen Staaten mit den schlechtesten Umfrageergebnissen. So liegt Griechenland bei Männern und Frauen gleichermaßen auf dem letzten Platz. Dies ist vermutlich der aktuellen Wirtschaftslage geschuldet: Neun von zehn Studienteilnehmerinnen in Griechenland vergeben hier eine negative Bewertung, im Vergleich zu nur 24 Prozent weltweit. Die Karrierechancen für weibliche Expats scheinen in mehreren südeuropäischen Ländern problematisch: 63 Prozent der befragten Frauen in Griechenland bewerten diesen Aspekt negativ, gefolgt von 54 Prozent in Zypern und 52 Prozent in Italien.
Das Wirtschaftsklima in Argentinien und Brasilien scheint den dort arbeitenden Frauen ebenfalls Sorgen zu bereiten: 76 Prozent beziehungsweise 87 Prozent der Studienteilnehmerinnen äußern sich hierzu negativ. Brasilien ist jedoch ein beliebtes Ziel für Auslandsentsendungen durch den Arbeitgeber: 18 Prozent der dortigen Expat-Frauen nennen dies als Hauptgrund für ihren Auslandsaufenthalt, deutlich mehr als der weltweite Durchschnittswert von 10 Prozent. Doch ihren Arbeitsplatz halten Expat-Frauen aber nicht unbedingt für sicher: 36 Prozent sind mit diesem Aspekt unzufrieden – 14 Prozentpunkte mehr als der weltweite Durchschnitt.
In den Golfstaaten sind ausländische Arbeitnehmerinnen sehr gefragt: 14 Prozent der Studienteilnehmerinnen in Saudi-Arabien und 12 Prozent in Katar wurden von einer dort ansässigen Firma angeworben, viermal so viele wie der globale Durchschnitt von 3 Prozent. Arbeit und Privatleben scheinen sich aber nicht gut vereinbaren zu lassen: Nur 40 Prozent der befragten Frauen in Saudi-Arabien und 44 Prozent in Katar bewerten diesen Aspekt positiv; weltweit sind es durchschnittlich 60 Prozent.
Über die InterNations Expat Insider 2016 Studie
Für die jährliche Expat Insider Studie von InterNations haben circa 14.300 im Ausland lebende und arbeitende Personen aus 191 Ländern und mit 174 Nationalitäten Informationen zu zahlreichen Aspekten ihres Lebens im Ausland und zu ihrer Person (unter anderem Geschlecht, Alter, Nationalität) zur Verfügung gestellt. Die Umfrageteilnehmer wurden gebeten, 43 verschiedene Faktoren rund um das Thema Leben im Ausland auf einer Skala von eins bis sieben zu bewerten. Das Bewertungsverfahren legte großes Gewicht auf die individuelle Zufriedenheit mit all diesen Aspekten und schloss eher emotional geprägte Faktoren mit gleicher Gewichtung wie eher sachbezogene Kriterien ein. Die Bewertungen der einzelnen Faktoren wurden dann in verschiedenen Kombinationen für insgesamt 16 Kategorien zusammengefasst. Deren Mittelwerte bildeten die Grundlage für Rankings zu den folgenden Themen: Lebensqualität, Eingewöhnung im Gastland, Familie, Arbeit, Finanzen und Lebenshaltungskosten. Aus den Resultaten dieser Rankings wurde wiederum der Mittelwert gebildet, um das Gesamtergebnis für 67 Zielländer rund um die Welt zu vergleichen. 2016 waren Taiwan, Malta, Ecuador, Costa Rica, Australien, Österreich, Luxemburg und Tschechien unter den Top Ten.
Damit ein Land in einen der Indexe und in das Gesamtranking aufgenommen wird, ist eine Stichprobengröße von mindestens 50 Teilnehmern erforderlich. Die einzige Ausnahme ist der Index zum Familienleben im Ausland, wo lediglich mehr als 30 Studienteilnehmer vonnöten sind, die im Ausland Kinder großziehen. In vielen Ländern bestand die jeweilige Stichprobe jedoch aus weit mehr als 50 oder sogar 100 Teilnehmern.