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Europäisches Verbraucherzentrum Deutschland warnt vor Betrugsmasche "Tierleid im Ausland"
© gballgiggs, Adobestock

Europäisches Verbraucherzentrum Deutschland warnt vor Betrugsmasche „Tierleid im Ausland“

Leidende Tiere, die mit einem traurigen Blick in die Kamera schauen, erzeugen bei den meisten von uns sofort Mitgefühl. Besonders erschütternd ist es, wenn man das Tierleid unvermittelt  auf sozialen Medien wie Instagram und Facebook erscheinen. Doch auch Betrügerinnen und Betrüger nutzen dieses Mitgefühl aus, indem sie die Bilder manipulativ einsetzen um Spenden zu erschwindeln. Das Europäische Verbraucherzentrum Deutschland (EVZ) warnt vor zwei gängigen Betrugsmaschen.

Tierkauf im Ausland

Im Internet werden auf verschiedenen Plattformen Hunde, Katzen und andere Tiere zum Verkauf angeboten. Das Angebot reicht von teuren Rassehunden bis hin zu Mischlingskatzen aus Tierrettungsstationen in Rumänien. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, allerdings lassen Herkunft und Preis allein zunächst keine Rückschlüsse auf die Seriosität eines Angebots zu. „Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie bei der Suche nach einem neuen Welpen oder Hund auf einen betrügerischen Züchter oder Verkäufer stoßen, ist höher, als Sie denken“, warnt die Arbeitsgruppe der EU-Tierschutzplattform. Diese Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, den Tierschutz in der Europäischen Union zu verbessern und auf die Risiken im Online-Tierhandel aufmerksam zu machen.

Besondere Vorsicht ist bei Angeboten in den sozialen Medien und auf Kleinanzeigenportalen angebracht. Dort können Profile im Handumdrehen erstellt und verändert werden, was es Betrügerinnen und Betrügern leicht macht, anonym zu agieren.

Sobald das neue Vierbeiner-Familienmitglied gefunden ist, stehen organisatorische Details im Vordergrund, insbesondere die Bezahlung. Häufig kommen zu dem vereinbarten Kaufpreis zusätzliche (fiktive) Kosten für Transport, Futter oder Versicherungen hinzu. Wenn solche Zahlungen im Voraus verlangt werden, sollten alle Alarmglocken läuten. Denn einmal überwiesenes Geld könnte verloren sein und ist nur schwer zurückzuerlangen. Der sogenannte Vorschussbetrug nutzt genau diese Taktik: Die Opfer werden gedrängt, im Voraus zu zahlen, und warten im schlimmsten Fall vergeblich auf das versprochene Tier. In anderen Fällen erhalten sie einen kranken oder geschwächten Vierbeiner.

Zusätzlich bringen grenzüberschreitende Tierkäufe weitere Hürden mit sich. Hunde und Katzen aus einem anderen EU-Mitgliedstaat müssen durch einen Mikrochip oder eine Tätowierung identifizierbar sein. Ein gültiger Tollwutimpfschutz ist ebenfalls erforderlich, der durch den EU-Heimtierausweis nachgewiesen werden muss. Können oder wollen Verkäuferinnen oder Verkäufer diese grundlegenden Anforderungen nicht erfüllen, ist ein hohes Maß an Misstrauen angebracht. Seriöse Verkäuferinnen und Verkäufer sind in der Regel in der Lage, diese Daten und Unterlagen ohne Schwierigkeiten vorzulegen. Die Arbeitsgruppe der EU-Tierschutzplattform bietet einen umfassenden deutschen Leitfaden für Hundekäuferinnen und -käufer an, der wichtige Informationen und Unterstützung bereithält.

Spenden gegen Tierleid im Ausland

Die Lebensbedingungen für Tiere in einigen europäischen Ländern sind oft sehr viel schlechter im Vergleich zu denen in Deutschland. Zahlreiche Organisationen, sowohl private Initiativen als auch gemeinnützige Verbände, setzen sich intensiv dafür ein, die Situation in betroffenen Regionen zu verbessern. Besonders in sozialen Netzwerken sowie auf anderen Plattformen werden zahlreiche Spendenaufrufe ins Leben gerufen, um diese wichtige Arbeit zu unterstützen. Der Erfolg dieser Bemühungen ist bemerkenswert: Im Jahr 2023 flossen in Deutschland beeindruckende 414,17 Millionen Euro in den Tierschutz, was 8,3 Prozent aller nationalen Spenden ausmacht, wie die Daten des Deutschen Spendenrates zeigen. Diese Summe ist enorm, doch wo es um Geld geht, sind Betrügerinnen und Betrüger meist nicht weit entfernt.

Betrügerinnen und Betrüger bedienen sich oft manipulativ inszenierter Bilder: Schlimme Aufnahmen von verletzten oder angeblich geretteten Straßenkatzen und -hunden wecken sofort Mitgefühl und rufen einen emotionalen Druck hervor, der viele Menschen dazu veranlasst, zu spenden. Die Bezahlung erfolgt häufig über Plattformen wie PayPal oder GoFundMe. Eine betroffene Verbraucherin, die selbst zum Opfer einer solchen Masche wurde, wandte sich an das EVZ Deutschland und forderte mehr Aufmerksamkeit für dieses brisante Thema. Sie ist überzeugt, dass die Betrügerinnen und Betrüger nicht einmal davor zurückschrecken, Tiere absichtlich auszuhungern oder zu verletzen, um immer neue Vorwände für die Einwerbung von Spendengeldern zu schaffen – sei es für tierärztliche Behandlungen, Medikamente oder andere angebliche Ausgaben. Sobald sie sich ertappt fühlen, ändern sie einfach ihre Profile oder tauchen unter einem neuen Namen wieder auf.

„Auch wenn die Bilder und Videos leidender Tiere nur schwer erträglich sind, ist es wichtig, niemals überstürzt zu handeln und einen kühlen Kopf zu bewahren“, empfiehlt Julia Kreidel, Juristin beim Europäischen Verbraucherzentrum Deutschland. „Recherchieren Sie gründlich über den Verkäufer des Tieres oder die Organisation, an die Sie spenden möchten.“ Oft kann bereits eine Bildsuche im Internet hilfreich sein, denn viele Betrüger kopieren Foto- und Videomaterial von anderen (Betrugs-)Webseiten. Wenn identische Bilder an verschiedenen Orten auftauchen, sollten diese unbedingt hinterfragt werden. Zudem bietet das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen wertvolle Informationen zu vertrauenswürdigen Spendenorganisationen. Sollte dennoch der Verdacht bestehen, Opfer von Betrügerinnen oder Betrügern geworden zu sein, ist es ratsam, dies umgehend der Polizei zu melden.