Thailand: Eine junge Schwäbin kämpft für reine Luft
Martina Kolb weiß aus Kindheit und Jugend im Schwarzwald und in Bayerisch-Schwaben, wie gesund und kostbar reine Luft ist. Heute hilft sie in sieben Ländern Südostasiens, Umweltsünden zu bekämpfen, um gesünder zu leben und wieder sorgenfreier zu atmen.
„Papa, was sprechen die denn hier“, fragte Martina Kolb, als sie sechs und mit ihrem Vater das erste Mal in den USA war. „Englisch.“ „Na gut, dann lerne ich das.“ Gesagt – getan. Martina Kolb erinnert sich noch gut an diesen Dialog vor 27 Jahren, wie sie in Bangkok auf einer Bank im Lumpini Park zwischen See und Uhrenturm erzählt. Hier demonstriert sie ihr vielseitiges Sprachtalent und plaudert in Thailändisch mit Studenten über dies und das, natürlich noch etwas holperig. Die sind verblüfft und voller Lob, als sie erfahren, dass die 33-Jährige erst seit Mai 2010 in Bangkok lebt. Auch Französisch, Spanisch, Rumänisch und natürlich Englisch spricht sie. Bei Bedarf kann sie auch Schwäbeln.
„Ich bin viel auf Achse“, sagt Martina Kolb, die von Thailands Metropole oft auch nach Indonesien, Malaysia und auf die Philippinen fliegt. Sie ist Mitarbeiterin der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH. Die GIZ engagiert sich im Auftrag der Bundesregierung in Thailand und ist einer der Partner, die mit dem Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN) für Luftreinhaltung und Klimaschutz arbeiten.
„Ich war schon viel früher hier“, sagt Diplom-Betriebswirtin und Fremdsprachenkorrespondentin Kolb schmunzelnd. „Das war in Günzburg, als ich als Kind mit dem Finger durch den Atlas gereist bin. Mich hat alles interessiert – Sprachen, Religionen, ferne Kulturen und Länder.“ Die junge Frau mit blonden Haaren fügt hinzu: „Vielleicht liegt es auch daran, dass ein Teil meiner Verwandtschaft aus Madrid, Barcelona in Spanien sowie der Türkei stammt.“
Sie fügt hinzu: „Ich bin jedoch echte Schwäbin, in Villingen am Rande des Schwarzwalds geboren, in Günzburg in Bayerisch-Schwaben zur Schule gegangen.“ Abitur hat Kolb im nahen Krumbach gemacht, Ausbildung und Prüfungen zur Fremdsprachenkorrespondentin in Augsburg, studiert hat sie in Würzburg. Eines ihrer vielen Praktika führte sie auch nach Brüssel ins Europäische Parlament. „Rumänien stand damals kurz vor dem EU-Beitritt. In reizvoller Landschaft – in den Karpaten – schrieb sie 2004 ihre Diplomarbeit zur Abfallwirtschaft.“ In Ramnicu Valcea machte ich dazu Umfragen, gab Empfehlungen zur Verbesserung der Situation. Dafür habe ich Rumänisch gelernt.“ Auch eine Weltreise durfte zwischendurch nicht fehlen. Kolb: „Allein mit dem Rucksack war ich auch in Australien, Neuseeland und Südafrika.“ Direkt danach begann sie für die GIZ in Eschborn zu arbeiten.
Bangkok macht Fortschritte bei sauberer Luft
Auf der riesigen Kreuzung vor dem Lumpini Park stauen sich die Autos, darunter viele Taxen. In der Nähe rollen die Stadtbahn auf Stelzen und die Metro im Untergrund und entlasten seit einigen Jahren die vollen Straßen. Die Fußgängerampel zeigt lange Rot. „Schau, hinter uns ist gerade alles Grün“, sagt GIZ-Mitarbeiterin Napaporn Yuberk zu ihrer deutschen Kollegin. Damit meint die 36-Jährige nicht den Park, sondern die riesige Tafel davor. Auch bei Kohlenmonoxid (CO), Schwefeldioxid (SO2) und Stickstoffdioxid (NO2) blinkt es grün. Wenn nicht gerade Rush Hour ist, liegen die Werte mittlerweile unter dem kritischen Grenzwert. „Es gibt noch viel zu tun in Bangkok, aber auch Fortschritte“, betont die Thailänderin.
Und Martina Kolb erläutert: „Praktisch kein Taxi fährt mehr mit Benzin. Sie benutzen Compressed Natural Gas und Liquified Natural Gas, da beides billiger ist und vom Staat gefördert wird.“ Thailand hat viele Messstationen, darunter 54 große, allein 24 im Großraum Bangkok, der viele Industriebetriebe hat. Das Programm zu Luftreinhaltung und Klimaschutz in der ASEAN-Region kümmert sich vor allem um „mittelgroße Städte“. Dazu zählen auch Chiang Mai und Nakhon Ratchasima (Korat) in Thailand, Palembang mit über einer Million Einwohner in Indonesien sowie die Hauptstädte Phnom Penh in Kambodscha und Vientiane in Laos.
Überall wachsen Verkehrsbelastung und Industrie – alles auf Kosten der Luft-Qualität. Das ASEAN-Programm kümmert sich um Schadstoffmessungen, Luftreinhaltepläne, bessere Stadtplanung und Aufklärung, damit das Bewusstsein der Bürger geschärft wird. „Viel muss noch für Fußgänger und Radfahrer getan werden, auch in Bangkok“, sagt Martina Kolb. Vielerorts blockieren fliegende Händler Straßenabschnitte und Bürgersteige. Auch Löcher und Absperrungen machen das Laufen schwer. Radeln ist wegen fehlender Radwege und verstopfter Straßen in vielen Städten fast unmöglich. Wie wichtig eine flotte, funktionierende Stadtbahn ist, zeigt Bangkok. Auch viele Beschäftigte der Deutschen Botschaft verzichten inzwischen auf ihr Auto. „Die Bahnen sind schneller und umweltfreundlicher“, sagt ein Mitarbeiter.
Quelle: Themeservice GIZ