Studie: Das sind die größten potenziellen globalen Risiken
Die größten weltweiten Risiken im Jahr 2020 sind Cyber-Risiken und sich ändernde gesetzliche Regulierungen. Auf den Plätzen drei, vier und fünf folgen eine ungünstige Marktentwicklung, Fachkräftemangel und Politische Risiken. Zu diesem Ergebnis ist der „Global Risk Consensus“ des Risiko-Beratungsunternehmens Funk Austria gekommen.
Pandemien spielen in der Auswertung keine Rolle. Der Grund: Vor der Corona-Krise seien Pandemien nicht als besonders große Bedrohung betrachtet worden. Dies zeige einmal mehr, wie schwer es ist, künftige Krisen vorherzusagen.
Für die Erhebung werteten die Riskoanalysten fünf groß angelegte Studien aus. Diese werden jährlich von namhaften Unternehmen und Instituten durchgeführt, um die Stimmungen im wirtschaftlichen Umfeld zu untersuchen. Ein spezieller Fokus wird dabei auf jene Risiken gelegt, mit denen Unternehmen aktuell konfrontiert sind.
Zudem werden Risiken identifiziert, die im folgenden Geschäftsjahr als besonders besorgniserregend eingestuft werden. Daraus werden die Top 10 Risiken ermittelt und anschließend medial verbreitet. Die Resultate einzelner Studien sind laut Funk jedoch mit Vorsicht zu genießen, da diese tendenziell durch voreingenommene Fragestellungen und Auswertungen beeinflusst werden können. Ein „Studien-Bias“ ist auch in solchen Fällen nicht auszuschließen.
Nur bei einer Studie war Pandemie in den Top 10
Angesichts der Corona-Krise legte Funk bei der Untersuchung einen Schwerpunkt auf der Einschätzung von Pandemien als globales Risiko. Tatsächlich wurde eine Pandemie von keiner der genannten Studien als großes Risiko angesehen – mit einer Ausnahme: Die Studie des WEF hatte das Risiko einer Pandemie im Bereich der Auswirkungen an zehnter Stelle genannt, die Eintrittswahrscheinlichkeit war jedoch als so gering eingestuft worden, dass dieses Risiko nicht näher beleuchtet wurde.
Das Risiko Pandemie wurde in früheren Jahren stärker gewichtet, jedoch immer unmittelbar nach einer Pandemie (Schweinegrippe, Vogelgrippe, SARS, Ebola). Mit der Zeit wurde dann der Wert der Eintrittswahrscheinlichkeit kontinuierlich reduziert. Dies zeigt, dass auch Spezialisten schnell vergessen, der Fokus rasant wechselt und latente Risiken in Vergessenheit geraten können.
Das Risiko der Pandemie wird nun aber sowohl im Bereich der Auswirkungen als auch im Bereich der Wahrscheinlichkeit in Zukunft wieder deutlich an Relevanz dazugewinnen.
Unterschätzte Eintrittswahrscheinlichkeit von Risiken
Die SARS-Cov-2-Pandemie hat die Gesellschaft und somit auch die Unternehmen völlig überraschend getroffen. Eine der möglichen Ursachen für den Überraschungseffekt ist die Risikobewertung im Zuge des Risikomanagements, die unter anderem oft anhand von Eintrittswahrscheinlichkeiten erfolgt.
Die Einschätzung der Eintrittswahrscheinlichkeit ist eine der größten Herausforderungen im Risikomanagement-Prozess. Eintrittswahrscheinlichkeiten sind oft nur scheingenau und führen meist zur Unterschätzung von Risiken. Deshalb ist zu unterscheiden, ob eine Eintrittswahrscheinlichkeit als klein beurteilt wird oder im Risikobericht nicht beurteilt werden kann.
Unternehmen sollten mehr auf inländische Anbieter setzen
Laut den Funk-Experten müssten Gesellschaften damit umgehen müssen, dass ich zukünftige extreme Ereignisse nicht vorhersagen lassen und Unternehmen sich deshalb im Rahmen ihrer Möglichkeiten auf diverse Szenarien vorbereiten müssen. Ergänzend dazu sollten Risikoaspekte bei unternehmerischen Entscheidungen verstärkt berücksichtigt werden. So könnte zum Beispiel eine Lieferantenentscheidung aus Risikoüberlegungen zu Gunsten eines inländischen Anbieters ausfallen, statt auf einen kostengünstigeren Anbieter in einem fernen Land zu setzen.
Die Funk-Experten identifizierten weitere Risiken mit massiven globalen Auswirkungen wie die Pandemie , die derzeit potenziell unterschätzt:
- durch Infrastrukturschäden: z.B. gleichzeitiger Ausfall mehrerer Unterwasserkabel und folglich limitierte Kapazität, welche wohl dann von den Staaten kontrolliert wird und nicht mehr frei verfügbar wäre
- durch massive Cyberangriffe, die mehrere ISPs (Internet Service Provider = Internetanbieter) funktionsuntüchtig macht
- Software Bugs, die mehrere ISPs funktionsuntüchtig macht
- ähnlich wie beim Unterbruch des Internets
- Ausfall vieler Satelliten (z.B. Sonnensturm, Meteorschauer)
- durch Cyberangriffe
- Folge: Infrastrukturschäden (z.B. Sonnensturm, welcher weltweit viele Transistoren zerstört)
- kontinentale Zerstörung und einhergehende Erdbeben
- vulkanische Winter mit mittelfristigen Ernteausfällen und Auswanderungswelle Globaler
- rasche Ausbreitung eines Schädlings/Pilzes/Bakteriums welcher große Bestände von Kulturpflanzen befällt und zu massiven Ernteausfällen führt
Um den Marktteilnehmern einen neutralen Überblick zu verschaffen, hat das Unternehmen den „Funk Global Risk Consensus“ entwickelt. Für den Funk Global Risk Consensus werden fünf jährlich wiederkehrende Studien und Risikoreports konsolidiert und ausgewertet. Dies stellt sicher, dass eine verlässliche und vergleichbare Datenbasis vorliegt. Die Studienauswahl umfasst Arbeiten von Rück- und Direktversicherern, Beratungsgesellschaften, wissenschaftlichen Instituten und dem World Economic Forum (WEF). Die getroffene Auswahl garantiert Vielfältigkeit und ermöglicht eine ausgewogene Auswertung.
Um den Funk Global Risk Consensus so neutral wie möglich zu gestalten, wurden die erfassten Risiken aus den fünf ausgewerteten Studien in eine Rangliste gebracht. Da in jeder Studie bereits eine Bewertung aufgrund der Anzahl Nennungen vorhanden ist, verwendet Funk ein einfaches Punktesystem, um die Risiken zu bewerten. Ist ein Risiko bei einer Studie auf Platz eins wird es mit zehn Punkten bewertet, ist es auf Platz 10 mit einem Punkt. Danach werden die Punkte der Risiken von allen Studien zusammengezählt. Dadurch entsteht eine neutrale Rangliste, da so nur Risiken die in mehreren Studien auf den vorderen Plätzen genannt werden es auch im Funk Global Risk Consensus auf die vorderen Plätze schaffen.