Schweden: Darum ist die nordische Nation so besonders
Schweden ist international vor allem für seine Exportschlager bekannt. Hierzu zählt die berühmte Musikgruppe ABBA genauso wie der große Möbelkonzern IKEA. Das für günstige Einrichtungsgegenstände bekannte Haus macht einen großen Teil seines Umsatzes mit kulinarischen schwedischen Spezialitäten. Dazu gehören beispielsweise die schwedischen Hackbällchen, die Köttbullar genannt werden.
Doch was ist abgesehen von den bekannten Aushängeschildern typisch schwedisch? Diese Frage sollten sich insbesondere Besucher und Einwanderer in Schweden stellen.
Offen statt wortkarg und ruppig
Eine der ersten Dinge, die viele in Schweden überraschen mag, ist die Offenheit mit der Menschen miteinander, zumal das Klischee besagt, dass die Menschen in den nordischen Ländern eher ruppig und wortkarg sind- möglicherweise ein Überbleibsel der Wikingerzeit. Dieses raue Bild spiegelt sich allerdings heutzutage gar nicht wieder. Ganz im Gegenteil – bei Schweden handelt es sich um ein sehr „buntes Land“, bei der alle möglichen Kulturen und Ansichten willkommen geheißen werden.
Anfang 2016 lebten in Schweden 303.988 Ausländer, die eine EU-Staatsangehörigkeit besaßen und 447.664 Ausländer, die keine EU-Staatsangehörigkeit (Drittstaat) besaßen. Dieser im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung von rund zehn Millionen Schweden recht hohe Anteil an Menschen anderer Herkunft hat auch einen Einfluss auf die schwedische Küche, weshalb man in den Supermärkten immer mehr Lebensmittel aus dem Mittleren Osten und anderen Gebieten finden kann. Selbstverständlich findet man die typisch schwedischen Hackbällchen oder auch sauren Heringe aber noch in jedem Geschäft wieder. Denn neben der Offenheit wird Tradition in Schweden hoch geschätzt. So gibt es die Fika als soziale Institution, bei der man mit Freunden oder Kollegen Arbeit und andere Tätigkeiten unterbricht, um bei Kaffee reden zu können. Auch andere Traditionen wie Weihnachten oder das Mittsommerfest haben einen hohen Stellenwert.
Gut funktionierendes Sozialversicherungssystem
Schweden hat noch weitere Besonderheiten, die man in dieser Form nicht so schnell woanders wiederfinden wird. Dazu zählen beispielsweise die hohen Steuern, die dort allerdings keine abschreckende Wirkung haben, was auch den überdurchschnittlich hohen Löhnen zu verdanken ist. So hat das Land mit 25 Prozent die zweithöchste Mehrwertsteuer Die hohe Steuerlast sorgt unter anderem auch (Platz 1 ist Ungarn mit 27 Prozent) für ein sehr gutes Gesundheitssystem. In keinem anderen Land der Welt nehmen sich Ärzte so viel Zeit für Patienten wie in Schweden, wie diese Statistik zeigt. In Deutschland erübrigen Mediziner gerade einmal durchschnittlich acht Minuten für die Patienten.
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Es gehört zum schwedischen Selbstverständnis mit hohen Steuern ihr Sozialsystem zu finanzieren, von dem alle profitieren.
Beliebt bei Schweden: Kautabak und Alkohol
Abschreckend sollte sich die hohe Mehrwertsteuer zudem auf den Alkoholkonsum auswirken. Doch auch das hat die lebensfrohen Schweden nicht davon abgehalten Alkohol zu kaufen. Noch viel lieber trinken die beliebten Nordlichter Kaffee. Fast zehn Kilo Kaffee verbrauchte der Durchschnittsschwede 2017 und liegt damit weltweit auf Platz Drei nach Nachbarstaat Finnland und den Niederlanden.
Anders als der Alkohol steht Kaffee in Schweden nicht unter einem staatlichen Monopol. Ebenfalls frei von monopolistischen Zwängen ist das bei den Schweden weitverbreitete Snus, eine Art rauchfreier Tabak, der gekaut wird. Die Schweden sind auf das Qualitätsprodukt so stolz, dass man es auch international finden kann, beispielsweise hier. Möglicherweise liegt es am Kautabak, dass es in Schweden vergleichsweise wenig Raucher gibt. So haben 2017 in Schweden 41 Prozent der Befragten mit dem Rauchen aufgehört, in Dänemark sind es 33 Prozent. In Österreich liegt der Anteil der ehemaligen Raucher bei 19 (EU-weit sind es 20 Prozent), der der noch aktiven Raucher bei leicht überdurchschnittlichen 28 Prozent. Insgesamt sind 26 Prozent der europäischen Bevölkerung Raucher. Ihr Anteil ist besonders in südeuropäischen Ländern hoch, allen voran Griechenland mit 37 Prozent Rauchern in der Bevölkerung, wie aktuelle Daten der Europäischen Kommission zeigen.
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Erfindernation Schweden
Ebenfalls stolz ist man in Schweden auf den innovativen Geist. Das spiegelt sich in den zahlreichen Start-ups wider, die wie hier beschrieben Hightechprodukte von morgen entwickeln und beweisen, dass man in Schweden nicht nur Möbel herstellen kann. Stockholm und Gothenburg sind dabei das Herz dieser Start-up-Szene und nicht nur in Schweden, sondern ganz Europa führend. Technologien wie Skype, Spotify oder auch das Spiel Candy Crush wären ohne schwedische Beteiligung nicht möglich gewesen.
Diese Kreativität wird offenbar auch durch die atemberaubende Landschaft Schwedens beflügelt, die hier ganz spezielle Aktivitäten ermöglicht. Dazu zählen die beliebten Husky-Schlittenfahrten, die man mit der Beobachtung von Polarlichtern kombinieren kann. Die Naturliebe der Schweden zeigt sich auch anhand des weitverbreiteten kostenlosen Campings („Jedermannsrecht“) oder der Möglichkeit in gut isolierten Holzhäuschen oder Baumhäusern übernachten zu können.
Über den Autor:
Stephan Thiele hat 2009 seinen Bachelor der Medienwissenschaften abgeschlossen und arbeitet seitdem als freiberuflicher Autor für verschiedene Webseiten. Seinen Urlaub verbringt er am liebsten in nordischen Regionen beim Skifahren.