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Was Unternehmen und Expats aus den Erlebnissen von BND-Agenten in Saudi-Arabien lernen können

Auch 2014 wird es wieder eine Vielzahl von Ereignissen geben, die es nicht auf die ersten Seiten der Tageszeitungen schaffen werden. Dies galt auch für die Nachricht über zwei Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes (BND), die Mitte Januar 2014 in Saudi-Arabien nur knapp einer Entführung entgangen sind (Spiegel online vom 14.01.14).

Heimisches Safe House für BND-Agenten

Beide BND-Agenten waren in ihrem Diplomaten-Fahrzeug unterwegs, wurden von Bewaffneten gestoppt und sollten zum Aussteigen gezwungen werden. Geistesgegenwärtig gelang ihnen mit dem Auto die Flucht. Die Situation mündete in einer Verfolgungsjagd, an deren Ende das gepanzerte Fahrzeug ausbrannte. Einen guten Ausgang nahm die Geschichte nur, weil ein couragierter Anwohner die beiden Deutschen in seinem Haus versteckte. Einige Zeit später wurden sie von dort abgeholt und sicher zurück in die Hauptstadt Riad gebracht.

Nun kann man behaupten, BND-Agenten müssten von Berufs wegen mit solchen Vorfällen rechnen. Aber ist das nicht zu kurz gedacht?

Feldbetten bei anderen deutschen Unternehmen platzieren

Es müssen nicht immer versuchte Entführungen oder das Ausbrechen von Unruhen sein, um deutlich zu machen, welche Lücken im Notfallmanagement klaffen. Am Beispiel eines schlichten Unterkunftsbrandes lässt sich darstellen, wie wichtig ein Blick über den Tellerrand des Vorstellbaren ist. Denn nicht immer ist das nächste Hotel gleich um die Ecke.

In einem solchen Fall beginnt bei den Betroffenen vor Ort, aber auch für das Unternehmen in Deutschland, die Suche nach Alternativen. Wie praktisch wäre es in so einem Fall, wenn man beispielsweise bei einem anderen deutschen Unternehmen in der Nähe ein paar Feldbetten platziert. So kann man eine schnelle Abhilfe schaffen und Zeit überbrücken

Reiseleiter in Sachen Sicherheit engagieren

Unternehmen, die ihre Mitarbeiter temporär oder für längere Zeit in die gleiche (Krisen)Region entsenden, sollten unbedingt Kontakt mit anderen deutschen Unternehmen am Einsatzort aufnehmen. Allein in Ägypten sind seit Jahren rund 80 kleinere und größere deutsche Unternehmen tätig. Nicht selten sind einige fast Nachbarn, ohne es zu wissen.

Indem sie lokale Arbeitnehmer anstellen und bereits viele Jahre vor Ort sind, haben sie sich einen landeskundlichen Wissensschatz angeeignet. Die enge Verwurzelung am Einsatzort und die bereits existierenden Netzwerke eigenen sich hervorragend, um ein unternehmensübergreifendes Präventions-, Abwehr- und Reaktionskonzept für Notfälle aller Art aufzubauen.

Ein kostengünstiges Sicherheitskonzept ist möglich

Der Aufbau eines solchen Konzepts ist eine Aufgabe, die ein Unternehmensmitarbeiter nicht in Zweitfunktion wahrnehmen kann. Daher empfiehlt sich der Einsatz eines Notfallmanagements mit entsprechenden Experten, die nicht nur aus der Ferne, sondern schwerpunktmäßig vor Ort die Sicherheitslage im Blick behalten. Diese Fachleute kann man sich wie Reiseleiter vorstellen, die im Auftrag verschiedener Reiseveranstalter für alle Kundenfragen regelmäßig im Hause sind.

Nutzen also mehrere Unternehmen in einer Region diese Dienstleistung, entsteht ein kostengünstiges und effizientes Sicherheitskonzept, das den Mitarbeitern das Fürsorgebewusstsein ihrer Arbeitgeber verdeutlicht. Insbesondere am Einsatzort sind Ansprechpartner mit regionalem Fokus zum Thema Lageentwicklung und Notfallmanagement für Entsandte wichtig und beruhigend.

Notfallmanager müssen über das Schlüsselelement der interkulturellen Kompetenz verfügen. Nur so finden sie den Zugang zur Bevölkerung. Dieses Tor zu den Menschen vor Ort ist für die Krisenfrüherkennung notwendig, weil die Bewohner Veränderungen der Sicherheitslage als erstes spüren und gerne bereit sind, ihre Informationen zu teilen.

Einrichtung eines Safe Houses sinnvoll

Hinweise, die eine Bedrohung menschlicher Sicherheit betreffen, müssen analysiert werden und sollten auf die Notfallplanung Einfluss nehmen. Daraus kann ein Handlungsbedarf erwachsen, der es nötig macht, ein vorher festgelegtes Safe House, einen sicheren Hafen, zu erkunden und wenn nötig die Betroffenen dort solange zu verstecken, bis Hilfe naht.

Ob die beiden BND-Agenten zufällig an den couragierten Anwohner geraten sind oder dort ihr Safehouse hatten, bleibt Gegenstand von Spekulationen. Ein Fazit zum Schluss: Die Mischung aus professioneller Vorbereitung auf Aufenthalte in Krisenregionen und der Umstand, im Hause des Anwohners einen sicheren Unterschlupf gefunden zu haben, hat den Zwischenfall der beiden Agenten in Saudi Arabien nicht zur Katastrophe werden lassen.

Der Autor:

Benjamin Beutekamp ist Berufssoldat und Geschäftsführer von Human Ressource Protection, einem Unternehmen, das sich auf die Entwicklung von Sicherheitskonzepten für Unternehmen und Privatpersonen in Krisenregionen spezialisiert hat. Die Dienstleistungen von Human Ressource Protection umfassen:

•           Gefahrenbewältigungstraining

•           Panikabwehrschulungen

•           Fähigkeitsanalysen und Eignungsüberprüfung von zu entsendenden Mitarbeitern

•           Notfallmanagement

•           Seminare und Trainings

•           Tel.: +49-4321-539-902-9

•           E-Mail: kontakt@hr-protection.com

•           Web: www.hr-protection.com

 

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