Schüler und Gesellschaft profitieren von Auslandsjahr
Als Au-pair nach Amerika, Work & Travel in Australien oder für ein Semester an eine chinesische Universität – es gibt viele Möglichkeiten für das Abenteuer Auslandsaufenthalt. Und man kann nicht früh genug damit anfangen. Das beweist jetzt eine Studie von Psychologen der Friedrich-Schiller-Universität Jena.Sie untersuchten nämlich, welche Auswirkung die Auslandserfahrung auf die Persönlichkeitsentwicklung von Schülern hat. Im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Projektes PIRATS (= Personality, Identity, and Relationship Experiences in Adolescent Trajectories) befragten sie insgesamt 741 Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren. Etwa zwei Drittel nahmen an einem Schulaustausch im Ausland teil, ein Drittel blieb zuhause. Die Befragungen fanden vor, während und nach der Zeit im Ausland statt. So ließen sich Unterschiede in der Persönlichkeitsentwicklung feststellen, die unmittelbar auf die Erfahrungen in der Ferne zurückzuführen sind.
Aufgeschlossen und selbstsicher nach Auslandsjahr zurück in der Heimat
Laut Henriette Greischel, die im Rahmen ihrer Promotion die Studie durchgeführt hat, kommen die Austauschschüler aufgeschlossener, selbstsicherer und reifer als ihre Altersgenossen nach Hause zurück. Sie hat zwar auch festgestellt, dass die Jugendlichen, die das Abenteuer Ausland wagen, generell etwas extrovertierter seien, aber sie gewinnen darüber hinaus auch durch ein solches Lebensereignis in ihrer Persönlichkeitsentwicklung dazu. Das soziale Netzwerk der Austauschschüler bestehe aus deutlich mehr internationalen Kontakten, die von ihnen auch genutzt würden. Ein höheres Maß an Offenheit gegenüber anderen Menschen und Kulturen sei die Folge. Von Schülern mit Auslandserfahrung profitiere demnach auch die Gesellschaft.
Vorbereitungen und Auswahlverfahren
Die Ergebnisse der Studie sprechen für ein Auslandsjahr. Laut Greischel sollte die Gruppe derer, die an einem Austauschprogramm teilnehmen, jedoch durchmischter werden. Auch wenn die Zahl der Schüler, die für ein Schuljahr in die Fremde gehen, Jahr für Jahr steige, so gehen weitgehend Jugendliche aus bildungsnahen Haushalten ins Ausland. Psychologen der Universität Jena empfehlen Pädagogen deshalb, vor allem Schüler für den Auslandsaufenthalt zu motivieren, die dies augenscheinlich nicht in Erwägung ziehen.
Außerdem sollten Barrieren für Auslandsaufenthalte beseitigt werden: Wünschenswert sei zum einen eine finanzielle Unterstützung für Jugendliche aus einkommensschwächeren Haushalten, um ihnen die besonderen Entwicklungsmöglichkeiten nicht vorzuenthalten. Zum anderen sollte aus dem gleichen Grund nicht nur für Gymnasiasten sondern auch Besucher anderer Schultypen ein solches Austauschjahr besser umsetzbar sein.