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Auslandssemester planen
© Javier Trueba - Unsplash

Auslandssemester richtig planen: Das ist wichtig bei der Auslandskrankenversicherung

In den vergangenen zwei Jahren verhagelte die Corona-Pandemie vielen Studierenden den Traum vom Auslandssemester und auch für das Jahr 2022 sieht es aktuell noch nicht rosig aus. Dennoch: Auslandssemester sind teilweise wieder möglich und wer einen Aufenthalt im Ausland plant, sollte sich zwingend mit den Voraussetzungen beschäftigen.

Darauf weist der Bund der Versicherten (BdV) hin. An oberster Stelle stehen hier die private Haftpflichtversicherung sowie Auslandskrankenversicherung.

Da Missgeschicke auch in anderen Ländern geschehen können, beispielsweise weil man eine andere Person versehentlich verletzt, ist die Haftpflichtversicherung auch im Ausland unverzichtbar.

Vor Abreise Krankenversorgung und Versicherungspflicht vor Ort prüfen

Ebenso können sich Studierende während eines Auslandssemesters schwer verletzen oder krank werden. Auf die inländische gesetzliche oder private Krankenvollversicherung ist dann nicht immer Verlass, da sie oftmals nur eingeschränkt leistet. Auslandsstudierende sollten vor allem frühzeitig prüfen, ob sie in das Pflichtsystem ihres Ziellandes einbezogen werden, beispielsweise in Form einer Versicherungspflicht, einer Pflichtversicherung oder eines staatlichen Gesundheitsdienstes.

In vielen Ländern gibt es Pflichtsysteme, die häufig auch für Gaststudent*innen gelten. Mit den anderen EU-Ländern hat Deutschland außerdem ein sogenanntes Sozialversicherungsabkommen abgeschlossen. Vergleichbare Abkommen bestehen für die Versorgung im Krankheitsfall auch mit weiteren Ländern, die sich bei der gesetzlichen Krankenkasse erfragen lassen. Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt in den Staaten, mit denen solche Sozialversicherungsabkommen bestehen, allerdings nur die im Zielland üblichen Leistungen.

Auslandskrankenversicherung für langfristige Aufenthalte

Leistungen wie bestimmte privatärztliche Behandlungen sowie ein medizinischer Rücktransport ins Heimatland werden jedoch nicht erstattet. Daher empfiehlt sich zusätzlich der Abschluss einer Auslandskrankenversicherung als Zusatzschutz für einen etwaigen Rücktransport. Vor einem Auslandssemester sollten Studierende zusätzlich eine private Auslandskrankenversicherung abschließen, empfiehlt der BdV. Allerdings sollten sie darauf achten, dass sie eine Auslandskrankenversicherung für lange Auslandsaufenthalte abschließen. Gängige Auslandskrankenversicherungen für Urlaubsreisen leisten meist nur für wenige Wochen – in der Regel maximal 42 bis 56 Tage – was für mehrmonatige Aufenthalte nicht infrage käme.

Wichtig ist überdies, dass Studierende im Ausland über die private Krankenversicherung auch hinsichtlich einer potenziellen Covid-19-Erkrankung abgesichert sind. Besser noch: Die Police bietet generell eine Absicherung bei Pandemien jeglicher Art und berücksichtigt auch noch kriegsähnliche und terroristische Ereignisse bei der Leistungspflicht.

Auf die Erstattung für Rücktransportkosten achten

Ein großer Vorteil der Auslandsreisekrankenversicherung ist, dass der medizinische Rücktransport ins Heimatland als Leistung integriert ist. Die gesetzliche (und oftmals auch private) Krankenversicherung schließt dies grundsätzlich aus. Würden sich Auslandsstudierende im Ausland beispielsweise bei einer Erkundungstour mit dem Fahrrad so schwer verletzen, dass er die Rückreise nicht mehr planmäßig antreten könnte, müssten sie den Rücktransport per gesondertem Ambulanzflug selbst bezahlen. Es sei denn, es sei denn, es besteht eine private Auslandskrankenversicherung.

Allerdings sollte man hinsichtlich des Rücktransports auf einen Aspekt genauestens achten: Die Kosten für den Rücktransport sollten bereits dann erstattet werden, wenn der Transport medizinisch sinnvoll und vertretbar ist – und nicht nur dann, wenn er medizinisch notwendig ist. Das betrifft beispielsweise Krankenhausbehandlungen im Ausland, die nach ärztlicher Prognose länger als zwei Wochen dauern.

Studierende mit Vorerkrankungen müssen beachten, dass vorhersehbare Behandlungen vom Versicherungsschutz oftmals ausgeschlossen sind. Es gibt aber Verträge, die eine vor Reisebeginn bestehende Erkrankung auch mitversichern, wenn sie sich während der Auslandsreise unerwartet verschlechtert, so der BdV weiter.

So viele junge Deutschen studieren im Ausland

Auslandssemester

Im letzten Vor-Coronajahr 2019 studierten rund 137.900 Deutsche im Ausland. Seit 2015 (rund 140.000) ist ihre Zahl leicht zurückgegangen. Erweitert man den zeitlichen Fokus jedoch, so hat sich die Zahl der deutschen Auslandsstudierenden seit 1991 fast vervierfacht, seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt. Das zeigt der aktuelle Bericht des DAAD „Wissenschaft Weltoffen 2022“. Beim Blick auf die Entwicklung wird deutlich, dass im Zeitraum zwischen 2002 und 2010, also während der Einführung des neuen, gestuften Studiensystems, überdurchschnittliche Zuwachsraten von zehn Prozent und mehr pro Jahr erreicht wurden. In diesem Zeitraum stieg der Anteil der Auslandsstudierenden an allen deutschen Studierenden von 3,3 Prozent auf 5,6 Prozent. Dies spricht dafür, dass von der nun bestehenden Vergleichbarkeit der Abschlüsse ein deutlicher Mobilitätsimpuls ausgegangen ist.

Vor allem die durch das neue Studiensystem eröffnete Option, nach einem Bachelorstudium im Inland ein Masterstudium im Ausland anzuschließen, wurde und wird von vielen Studierenden genutzt. Seit die Einführung der neuen Abschlussarten aber vollendet ist, kann diese Mobilitätsexpansion als weitgehend abgeschlossen betrachtet werden. Die absolute Zahl der deutschen Auslandsstudierenden ist seitdem kaum weiter gestiegen, ihr Anteil an allen deutschen Studierenden vor allem aufgrund der bis 2015 stark steigenden Studierendenzahl im Inland seit 2011 sogar leicht gesunken. 2018 lag er bei fünf Prozent.

Europa am beliebtesten fürs Auslandssemester

Auslandssemester

Die vier beliebtesten Gastländer sind nach wie vor Österreich, die Niederlande, das Vereinigte Königreich und die Schweiz. Während jedoch die Zahlen deutscher Studierender in den Niederlanden, im Vereinigten Königreich (jeweils minus ein Prozent) und vor allem in der Schweiz (minus 22 Prozent) seit 2015 zurückgegangen sind, ist für Österreich (plus fünf Prozent) im selben Zeitraum eine steigende Tendenz zu beobachten.

Unter den wichtigen Gastländern mit einer besonders deutlichen Zunahme deutscher Studierender zwischen 2015 und 2016 sind außer Portugal (plus 22 Prozent) vor allem mittel- und osteuropäische Staaten vertreten, wie z. B. Polen (plus 12 Prozent), Rumänien (plus 57 Prozent), Bulgarien (plus 94 Prozent) und insbesondere die Türkei (plus 445 Prozent). Mit Ausnahme von Polen sind diese Anstiege allerdings in erster Linie auf die Umstellung der Studierendenstatistiken in diesen Ländern zurückzuführen.

Darum wollen Studierende ins Ausland gehen

Motive fürs Auslandssemester

Welche Gründe sprechen aus Studierendensicht am stärksten für studienbezogene Auslandsaufenthalte? Dieser Frage war bereits die DAAD/DZHW-Mobilitätsstudie 2015 nachgegangen. Wie sich hierbei zeigte, lassen sich die Mobilitätsmotive sechs Dimensionen oder Bereichen zuordnen: Persönlichkeitsbildung, Erleben, Sprachenlernen, akademische Bildung, Karriereförderung und soziale Anerkennung.

Als besonders relevant für die Mobilitätsabsichten der befragten Studierenden erwiesen sich die drei Dimensionen Persönlichkeitsbildung, Erleben und Sprachenlernen. Diese Befunde konnten auch durch das DAAD-Projekt „Benchmark internationale Hochschule“ (BintHo) bestätigt werden, in dessen Rahmen rund 100.000 einheimische Studierende (Deutsche und Bildungsinländer/innen) im Wintersemester 2020/21 zu ihrer studienbezogenen Auslandsmobilität befragt wurden.2 Jeweils mehr als die Hälfte der einheimischen Studierenden mit studienbezogenen Auslandsaufenthalten bewerteten für sich Mobilitätsmotive als besonders wichtig, die sich einem der drei  oben genannten Bereiche zuordnen lassen: Persönlichkeitsentwicklung (74 Prozent), kulturelles Interesse (64 Prozent), spannende und aufregende Erfahrungen im Gastland außerhalb der Hochschule (58 Prozent) sowie die Verbesserung von Sprachkenntnissen (57 Prozent).

Fünf weitere, ebenfalls relevante Mobilitätsmotive lassen sich den beiden Dimensionen akademische Bildung und Karriereförderung zuordnen: bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt (40 Prozent), Knüpfen von Kontakten bzw. Erweiterung meines Netzwerks (33 Prozent), Erlangung fachbezogener Kenntnisse (30 Prozent), Kennenlernen eines anderen Hochschulsystems und anderer Lehrmethoden (30 Prozent) sowie Sammeln praxisbezogener Erfahrungen (23 Prozent). Alle übrigen Motive und somit insbesondere der Bereich soziale Anerkennung spielen laut der Selbstauskunft der befragten Studierenden für das Mobilitätsinteresse nur eine untergeordnete Rolle.