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Abgasskandal in der Wohnmobil-Branche: Nun schaltet sich das Kraftfahrt-Bundesamt ein
© Andrey Armyagov, AdobeStock

Abgasskandal bei Wohnmobilen: Kraftfahrt-Bundesamt schaltet sich ein

Im Diesel-Abgasskandal der Reise- und Wohnmobilbranche will das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) aktiv werden. Gegenüber der Deutschen Umwelthilfe (DUH) hat die Zulassungsbehörde erhöhte Stickoxid-Abgaswerte bei Wohnmobilen durch eigene Untersuchungen bestätigt.

Darüber hinaus prüft das KBA Schritte, wie die „Unzulässigkeiten“ in den Motoren wieder zu entfernen sind. Die meisten Hersteller der Mobile setzen beim Basisfahrzeug auf den Fiat Ducato mit Multijet-Motor des Herstellers Fiat Chrysler Automobiles (FCA, inzwischen Stellantis). 

Das können Fahrzeughalter*innen tun

Fiat-Kunden stehen unter Schock. Auch der Autokonzern FCA ist wie Volkswagen, Daimler und BMW in einen ausgewachsenen Diesel-Abgasskandal verstrickt und hat ganz offensichtlich die Abgasreinigung in seinen Motoren so manipuliert, dass die EU-Grenzwerte nur auf dem Prüfstand eingehalten werden. Darüber hinaus verkaufen Fiat und Iveco Fahrgestelle und Motoren an Herstellern von Reise- und Wohnmobilen.

Zum Iveco Daily liege mittlerweile ein Rückruf beim Kraftfahrt-Bundesamt vor, so die Rechtsanwaltsgesellschaft Dr. Stoll & Sauer. Wie einige andere Kanzleien hat Stoll & Sauer ein Online-Tool veröffentlicht, mit der Fahrzeughalterinnen und -halter allgemein prüfen können, ob sie als Klägerin oder Kläger in Frage kommen. Die Gesellschaft habe nach eigenen Angaben über 1.000 Klagen gegen Stellantis eingereicht. Stellantis war im Januar 2021 aus der Fusion von Fiat Chrysler Automobiles und Groupe PSA hervorgegangen. 

Der Abgasskandal in der Wohnmobil-Branche

Die DUH hatte am 21. April 2021 die Öffentlichkeit und parallel das KBA über alarmierend hohe Stickoxid-Emissionen bei Wohnmobilen auf der Basis von Fiat-Chrysler und Volkswagen-Antrieben informiert. Überraschenderweise bestätigte der Präsident des Kraftfahrt-Bundesamtes gegenüber der DUH in einem Schreiben, ebenfalls „in eigenen Untersuchungen durch das Kraftfahrt-Bundesamt“ bei mehreren Wohnmobilen „hohe Stickoxidemissionen aufgrund von Unzulässigkeiten“ festgestellt zu haben.

Gegenüber dem KBA fordert die DUH die Anordnung eines amtlichen Rückrufs und Entfernung der illegalen Abschalteinrichtungen aus den betroffenen Wohnmobilen. Andernfalls müssten die Fahrzeuge stillgelegt und die Halter durch die Hersteller entschädigt werden. Seit Sommer 2020 ermittelt auch die Staatsanwaltschaft Frankfurt gegen Fiat und Iveco. Die Ermittlungsbehörde hat auch Stilllegungen ins Spiel gebracht, falls sich die Manipulation bestätigt.

Abgasskandal in der Wohnmobil-Branche: Nun schaltet sich das Kraftfahrt-Bundesamt ein
Quelle: Deutsche Umwelthilfe: NOx- und CO2-Messungen im realen Fahrbetrieb an zwei Fiat Duacto 150 Multijet Modellen, Euro 5

Abgasskandal im Lichte steigender Absatzzahlen

Das Thema dürfte für immer mehr Deutsche aus persönlichen Gründen interessant sein. Schließlich verzeichnet die Caravaning-Industrie seit Jahren einen großen Anstieg auf dem deutschen Markt. Dieser hat durch die Corona-Pandemie und den Drang nach Social-Distancing einen Boom erhalten, bestand aber durchaus schon vor 2020. 

Laut einer aktuellen Meldung des Caravaning Industrie Verbands (CIVD) wurden in der Saison 2019/2020 54.938 Wohnmobile und 27.199 Caravans neu zugelassen. Das waren so viele wie nie zuvor. In den vergangenen Jahren ist die Nachfrage nach Campingfahrzeugen stetig gestiegen, wie die Statista-Grafik zeigt.

Einer der Gründe für das Wachstum ist laut CIVD, dass nun noch mehr schadstoffarme Modelle angeboten werden, die den Emissionsstandard Euro 6d-TEMP erfüllen. Umso bedeutsamer dürfte die Frage sein, inwiefern sich der aktuelle Abgasskandal auf das Kaufverhalten von reiselustigen Deutschen auswirken wird.