„Viele Reiseveranstalter hatten vor 50 Jahren eine kritische Haltung gegenüber der ITB“
Die internationale Leitmesse der Reiseindustrie, die ITB, wird 50 Jahre alt. Gefeiert wird mit einer großen Jubiläumskampagne nach dem Motto „From Berlin with Love“. Im Jahr 1966 ebnete Professor Dr. Manfred Busche, ehemaliger Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Berlin (1987-1999), mit der ersten internationalen Tourismus-Börse den Weg für eine 50-jährige Erfolgsgeschichte. Was damals mit neun Ausstellern aus fünf Ländern und nur 250 Fachbesucher begann, wuchs schnell zur führenden Fachmesse der internationalen Reiseindustrie heran. Die Zahlen sprechen für sich: Im Jahr 2015 stellten mehr als 10.000 Aussteller aus 186 Ländern ihre Produkte und Dienstleistungen rund 175.000 Besucher vor. Ein Interview mit den Machern der ITB Berlin, dem Gründer Dr. Manfred Busche (auf dem Foto rechts) und dem heutigen Leiter David Ruetz.
Expat News: Wie kamen Sie auf die Idee, eine Reisemesse zu gründen?
Busche: Wir waren der Meinung, dass uns etwas auf der Messe Berlin fehlte und dachten über die Erweiterung des Ausstellungsprogramms nach. Zuerst war eine Jagdausstellung im Gespräch. Allerdings schien uns in Anbetracht des Viermächte-Status Berlins die Umsetzung illusorisch, da diese Branche ja mit Waffen zu tun hat. Danach kamen wir auf die Idee einer Reisemesse – was viel sinnvoller war.
Expat News: Wie viel Kritik gab es am Anfang der Idee einer ITB Berlin?
Busche: Der Start der ITB Berlin war schwierig, weil sie scheinbar die Interessen vieler bedrohte. Leistungsstarke Reisebüros glaubten, dass die Reisemesse ihnen schaden würde, weil sie eine Verschiebung ihres Geschäfts verursache. Auch die Meinungen der Hoteliers waren geteilt. Sie nahmen eine kritische Haltung gegenüber der ITB Berlin ein und befürchteten eine Expansion der Hotelkapazität in Berlin. Andererseits schätzten die Hoteliers auch die Idee, anderen aus der Branche zu begegnen und mit ihnen zu diskutieren.
Expat News: Was war der größte Erfolg der ITB Berlin in der Vergangenheit?
Busche: Die Gespräche mit den Ausstellern über die nächste ITB Berlin, das war der größte Erfolg. „Wir wollen zusätzliche Quadratmeter im nächsten Jahr. Oder wir möchten in dieser oder jener Ausstellungshalle präsent sein.“ Diese und ähnliche Aussagen bestätigten uns, dass die laufende Messe gut war, aber dass die nächste noch besser werden würde.
Expat News: Was war der größte Erfolg Ihre Karriere auf der ITB Berlin?
Ruetz: Die Gründung des ITB Berlin Kongresses war ein großer Meilenstein. Der weltgrößte Tourismus-Kongress, der parallel zur Messe läuft, wird von internationalen Experten aus fast allen Tourismusbereichen besucht. Die steigenden Besucherzahlen sind ein deutliches Signal für seinen Erfolg als „Think Tank“. Hier werden relevante Zukunftsthemen der Tourismusbranche diskutiert und brandaktuelle Trends erörtert.
Expat News: Wie sehen Sie die Entwicklung der ITB Berlin in den kommenden Jahren?
Ruetz: Im digitalen Zeitalter steigt die Sehnsucht nach persönlicher Begegnung. Deshalb ist das jährliche Familientreffen auf der ITB Berlin, wo Menschen sich in die Augen sehen und die Hände schütteln, ein absolutes Muss. Darüber hinaus glaube ich, dass die ITB Berlin auch in anderen Märkten aufgrund der Stärke der Marke wachsen wird. Da braucht man nur einen Blick auf die ITB Asia zu werfen. Auch mit zusätzlichen Dienstleistungen, wie Beratung und Schulung, hat die ITB Berlin Vielfaches zu bieten. Außerdem habe ich die Vision, den kollektiven Think Tank, bestehend aus Kongress und Studien, zu erweitern. Idealerweise wird die ITB Berlin das ganze Jahr über ein wichtiger Partner für die Tourismusbranche rund um den Globus sein und nicht nur während der fünf Messetage im März.
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