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„Spätestens nach drei Wochen packt uns wieder das Fernweh“

Karen Goltz und ihr Mann haben mehr als ein Jahrzehnt die Welt nach den schönsten Tauchspots erkundet und haben nun eine eigene Tauchschule auf den Philippinen gegründet. Wie es dazu kam, erzählt die passionierte Globetrotterin im Interview.

EXPAT NEWS: Sie betreiben seit etwa einem halben Jahr gemeinsam mit Ihrem Mann erfolgreich eine Tauchschule auf den Philippinen. Damit leben Sie den Traum vieler Deutscher. Wie konnten Sie ihn verwirklichen?

Goltz: Dies hat eine lange Vorgeschichte. Seit dem Jahr 2000 habe ich zahlreiche Stationen als Tauchlehrer und Basisleiter durch – übrigens immer zusammen mit meinem Mann Matthias Lehmann – und bin schon in einigen Ländern der Welt ansässig gewesen. Grundsätzlich hat es mir überall sehr gut gefallen – einmal war es die Umgebung über Wasser, einmal das Tauchgebiet und sehr oft auch die Menschen, die ich in der Zeit kennen gelernt habe. Einige davon sind auch zu sehr guten Freunden geworden.

Es war schon immer mein großer Wunsch gewesen, durch Reisen die Welt zu entdecken und am besten dabei auch arbeiten zu können, um das jeweilige Land noch besser kennen- und verstehen zu lernen. Die Tauchbranche ist dafür ideal.

Damals im Jahr 1999 haben wir den Entschluss gefasst, als Tauchlehrer ins Ausland zu gehen. Wir haben gleich Nägel mit Köpfen gemacht und in Oldenburg alles verkauft und weggegeben, was wir hatten: Wohnung, Autos, Motorräder, Kleidung und so weiter und sind mit jeweils einem Rucksack losgezogen.

Nach den Stationen Malaysia, Thailand, Ägypten und Honduras – alles Plätze, die man als Taucherlehrer ‚mal gemacht haben sollte‘ – sind wir 2002 auf die Malediven gekommen – nach Reethi Beach zur Firma Sea-Explorer.

Der dortige Tauschulbesitzer ist so eine Art Ziehvater von uns geworden und wir haben die Möglichkeit bekommen, für diese Firma drei neue Tauchbasen aufzubauen und als Manager zu leiten. Hierdurch konnten wir all die Erfahrungen sammeln, die wir jetzt in unserer eigenen Selbständigkeit anwenden können.

EXPAT NEWS: Und so entwickelte sich auch der Wunsch, eine eigene Tauchschule zu eröffnen?

Goltz: Der Entschluss, doch noch eine eigene Tauchbasis aufzubauen, war eigentlich nur der logische Schritt nach all den Jahren als angestellter Basisleiter. Die letzte von uns geleitete Tauchbasis auf Reethi Beach auf den Malediven war ausgelegt auf 100 Taucher und wir hatten 14 Mitarbeiter. Jetzt wollten wir uns wieder verkleinern – sozusagen „back to the roots“. Die berechtigte Frage war nur: WOHIN?

All die Länder, in denen wir bereits waren, kamen nicht in Frage aus unterschiedlichen Gründen. Aber wir wollten im tropischen Bereich bleiben – also warmes Wasser und gutes Tauchen. Nach einigen Recherchen im Internet kamen wir auf die Philippinen und haben kurzerhand einen dreiwöchigen Urlaub dorthin gebucht. Wir hatten Kontakt aufgenommen zu einer Privatperson, die ihre Tauchbasis auf der Insel Negros verkaufen wollte und haben uns vor Ort mit ihr getroffen. Leider ist es mit diesem Kontakt zu keinem positiven Ergebnis gekommen, aber während unserer Rundreise auf Negros haben wir als Gast im Sea Dream Resort in Dauin drei Nächte verbracht.

Ein tolles Resort – genau richtig für unsere Gäste, die uns aus den Malediven nachfolgen würden. Allerdings leider mit nur sechs Zimmern viel zu klein. Eine Tauchbasis würde sich nicht rechnen bei dieser geringen Zimmeranzahl. So sind wir damals mit dem Resort-Inhaber verblieben.

„Alles was wir braucten, war warmes Wasser und gutes Tauchen“

EXPAT NEWS: Wie ging es dann weiter?

Goltz: Keine zwei Monate später bekamen wir eben von diesem Resort-Besitzer die Information, dass er weitere neun Zimmer innerhalb von zehn Monaten bauen wollte und ob wir uns dann vorstellen könnten, bei ihm im Resort eine eigenständige Tauchbasis aufzubauen. Er stellt das Gebäude und wir machen den Rest.

Und genauso ist es gekommen. Im Sommer 2013 haben wir uns nochmals mit allen Beteiligten getroffen, um endgültige Schritte einzuleiten und im Dezember 2013 sind wir mit Sack und Pack von den Malediven auf die Philippinen umgezogen.

Plenty of cushion starfish on a sandy ocean floor

Hier leben wir nun in einem privaten Apartment genau neben dem Sea Dream Resort und fühlen uns sehr, sehr wohl. In den ersten Wochen mussten wir uns allerdings doch ziemlich umstellen, weil wir in den letzten 12 Jahren an das Leben im Resort gewohnt waren – sprich Essen im großen Gästerestaurant, jeden zweiten Tag kam der Roomboy, Wäsche in die Resort-Wäscherei und so weiter.

Jetzt mussten wir alles wieder selbst machen – einkaufen, kochen, reinigen, waschen – back to the roots eben. Doch wir sind absolut happy und bereuen nicht einen Tag, diesen Entschluss damals in die Tat umgesetzt zu haben.

„In Honduras erlebten wir erstmals eine Abneigung gegenüber Ausländern“

EXPAT NEWS: Mit Ihrer Tauchschule lief es von Anfang an gut.

Goltz: Seit dem 1. April 2014 haben wir die Pforten geöffnet und das Geschäft läuft nicht schlecht. Unser eigenes Boot liegt vor der Tür und die Tauchgebiete sind erstklassig. Wir haben schon Buchungen von „damaligen“ Malediven-Gästen vorliegen und sind gespannt, wie sie auf unsere neue Heimat reagieren.

Wir sehen der Zukunft positiv entgegen und freuen uns über jeden Gast, der mit uns Tauchen oder Schnorcheln gehen möchte.

EXPAT NEWS: Sie sagten, die Länder, in denen Sie bereits gelebt haben, also beispielsweise Thailand, Honduras und Malaysia kamen für die Gründung Ihrer Tauchschule nicht infrage? Für die meisten Deutschen sind dies Traumziele. Was sprach aus Ihrer Sicht dagegen?

Goltz: In Thailand und Malaysia hatten wir uns damals sehr wohl gefühlt, aber das Arrangement mit dem Visum und mit einer Arbeitsgenehmigung ist sehr kompliziert. In Honduras haben wir das erste Mal tatsächlich so eine Art „Ausländerabneigung“ kennen gelernt. Wir wurden teilweise beschimpft und bekamen zu hören: „Expats raus – wir brauchen euch nicht.“ Okay, das haben wir dann auch befolgt.

EXPAT NEWS: Haben Sie manchmal Heimweh? Können Sie sich eine Rückkehr nach Deutschland vorstellen – etwa im Ruhestandsalter?

Goltz: Na klar hat man manchmal den Wunsch, mal eben schnell ein paar Tage mit der Familie oder den Freunden zu verbringen, aber leider kann „Scotty uns noch nicht hin- und herbeamen“. Deswegen fahren wir jedes Jahr für ein paar Wochen im Sommer nach Oldenburg und sind dann auch wirklich happy dort. Aber spätestens nach der dritten Woche kommt das Fernweh erneut durch und wir müssen wieder los. Eine Rückkehr nach Deutschland steht momentan nicht zur Debatte. Tja, und Ruhestand – so weit haben wir ehrlich gesagt noch nichts entschieden. Wir lassen das auf uns zukommen.

EXPAT NEWS: Sie haben mit vielen Nationalitäten zusammengelebt. Wo gab es die größten interkulturellen Unterschiede und welcher Nation haben Sie sich am nächsten gefühlt?

Goltz: Am besten sind wir persönlich bisher mit den Asiaten klar gekommen. Ob Thais, Malaien, Inder oder Filipinos. Alle diese Kulturen sind extrem emsig am Arbeiten und vom Wesen her sehr freundlich. Weniger hat uns die Arbeitseinstellung der Afrikaner und Mittelamerikaner – sowohl in Ägypten und Seychellen als auch auf Honduras – gefallen. Irgendwie sind wir dann doch zu sehr deutsch mit unseren Tugenden der Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit.

EXPAT NEWS: Was raten Sie Personen, die es Ihnen gleichtun möchten und ebenfalls eine Tauchschule im Ausland eröffnen wollen?

Goltz: Man muss auf alle Fälle erstmal ein paar Jahre als Tauchlehrer und dann auch als Basisleiter gearbeitet haben, bevor man sich irgendwo mit einer Tauchschule selbständig macht. Wenn dann die Entscheidung gefallen ist, in welchem Land die Basis stehen soll, dann sollte man im Vorfeld alle wichtigen Informationen sammeln bezüglich Visum, Arbeitsgenehmigung, Firmengründung und ganz wichtig Privatbesitz. Und man sollte auch keine Tauchbasis in Spanien aufmachen, wenn man nicht Spanisch spricht. Das heißt Englischkenntnisse sind ein absolutes Muss, wenn man im Ausland arbeiten will.

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Tauchbasis chromodoris  dive center:

Im Sea Dream Resort in Dauin auf der Philippinen-Insel Negros geöffnet. Negros ist die größte der zu den Philippinen gehörenden Visayas-Inseln und die drittgrößte Insel des gesamten Archipels. Im Angebot stehen Boots- und Hausrifftauchgänge sowohl an der Dauin-Küste (Makro-Spezialitäten) als auch an den fantastischen Korallenriffen von Apo Island und Siquijor.

Alle Tauchkurse werden nach SSI-Standards durchgeführt.

Weitere Infos: www.chromodorisdivecenter.com

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