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„Kein Unternehmen macht absichtlich Fehler bei Entsendungen“

Expatriate- und Impatriate-Management sind hochgradig komplexe Gebiete, die voller Haftungs- und Konfliktpotenzial stecken. Wie der BDAE mit einem ganzheitlichen Beratungsansatz helfen kann, erläutert Experte Omer Dotou.

EXPAT NEWS: Man liest in den Medien immer wieder von Haftungsfällen bei Unternehmen, die Mitarbeiter ins Ausland entsenden oder nach Deutschland holen. Wird hier nicht eher aus Marketinggründen mit der Angst der Unternehmen gespielt?

Dotou: Kein Unternehmen geht mit Fehlern, die bei Auslandsentsendungen gemacht werden, hausieren. Nur weil wenig darüber an die „Öffentlichkeit“ kommt, heißt es nicht, dass es keine Haftungsfälle gibt. Tatsächlich geht es sehr oft vor Gericht. Bei uns melden sich nämlich nicht nur Personaler, sondern oft die Expats, die durch falsch geregelte Entsendungen massive finanzielle Einbußen hinnehmen müssen. Wir schreiben regelmäßig Fachbeiträge, in denen wir diverse Haftungsfälle skizzieren. Auch Personaler kontaktieren uns aufgrund unserer beschriebenen Fälle, weil sie erkennen, dass auch sie unwissentlich einen Fehler gemacht haben. Wir spielen keineswegs mit der Angst – es geht lediglich um eine Sensibilisierung für mögliche Haftungsfälle.

Ich habe noch nie ein Unternehmen kennengelernt, das Auslandsentsendungen wissentlich oder geschweige denn absichtlich falsch geregelt hat. Das Problem ist die Komplexität einer Auslandsentsendung beziehungsweise im umgekehrten Fall die Herausforderung des Impat-Managements. Es greifen hauptsächlich vier Rechtsgebiete, die alle interdependent sind: Sozialversicherungs-, Steuer-, Aufenthalts- und Arbeitsrecht. Personaler, die nicht speziell im Bereich Global Mobility ausgebildet sind, haben kaum eine Chance, durch diesen Dschungel durchzusteigen.

Hinzu kommen noch „weichere“, also psychologische Faktoren, die eine Entsendung vorzeitig scheitern lassen können. In diesem Fall geht es nicht unbedingt um Haftung, aber dennoch um sehr viel Geld, das dann umsonst investiert wurde. Der Erfolg eines Projektes hängt in den allermeisten Fällen von der entsandten Fachkraft ab. Wenn diese aus Verärgerung oder anderen Gründen die Entsendung vor Projektabschluss beendet, kann das für Unternehmen wirtschaftlich verheerend sein.

EXPAT NEWS: Zu wie vielen und wie umfangreichen Haftungsfällen kommt es denn in der Realität überhaupt?

Dotou: Wie viele Fälle es gibt, können wir als Beratungsunternehmen nicht ermessen. Es gibt ja keine Meldestelle für fehlgeschlagene Auslandsentsendungen oder etwas Vergleichbares. Aufgrund der Komplexität und der verschiedenen Rechtsbereiche gibt es aber viel Potenzial für Fehler und damit auch für Rechtsfälle. Fehler werden oft erst spät aufgedeckt oder durch Kontrollen seitens der Behörden offensichtlich. In punkto Sozialversicherung kommt vieles erst ans Tageslicht, wenn ein Arbeitnehmer einen Anspruch – beispielsweise den auf Erwerbsminderungsrente oder Arbeitslosengeld – geltend machen will und die Leistung nicht erhält. So gerät dann meist der Stein ins Rollen und es wird geprüft, wer an welcher Stelle falsche Schlüsse aus gesetzlichen Gegebenheiten gezogen hat.

EXPAT NEWS: Ihr Ansatz in der Praxis ist die vernetzte Beratung. Was verstehen Sie darunter?

Dotou: Es geht darum, alle Bereiche im Blick zu haben. Eine Empfehlung im Steuerrecht kann Konsequenzen im Sozialversicherungs- und Aufenthaltsrecht haben. Deshalb müssen Personaler wissen, welche arbeits- und steuerrechtlichen Vereinbarungen bei einer Auslandsentsendung getroffen werden müssen. Empfiehlt beispielsweise eine renommierte Steuerberatungskanzlei das Gehalt eines Mitarbeiters in die Niederlassung in China weiterzubelasten, kann dieser nicht mehr im deutschen Sozialversicherungssystem verbleiben. Wir erleben es, dass Unternehmen oftmals die Expertise für den Steuerbereich von einem Steuerberatungsunternehmen X einfordern, dann noch die Kanzlei Y für die Gestaltung des Arbeitsvertrages betrauen. Schließlich wird die Personalabteilung die nötigen Anträge im Sozialversicherungsrecht stellen. Alle drei Parteien machen ihre Aufgabe sicherlich gut, aber die Betrachtungsweise ist eindimensional. Deshalb ist es uns auch so wichtig, bei unserem aktuellen Seminar zum Thema „Einsatz ausländischer Mitarbeiter in Deutschland“ unsere Partner aus dem Arbeits- und Steuerrecht sowie für den Bereich Integration dabei zu haben. So erleben die Teilnehmer in der Praxis, wie die Interdependenzen aussehen und das Wissen aller Rechtsgebiete ineinander greift.

„Die meisten Unternehmen benötigen schnelle Lösungen“

EXPAT NEWS: Welche Aufgaben hat ein Berater für Expatriate- und Impatriate-Management genau?

Dotou: Er muss gewährleisten, dass bei Rechtsfragen eine Koordination der jeweiligen Bereiche untereinander stattfindet und die richtigen Schlüsse aus den Empfehlungen der einzelnen Parteien ziehen beziehungsweise auf Haftungsrisiken hinweisen. Den meisten Unternehmen geht es dann weniger um die Darstellung des Problems, sie brauchen meist schnelle Lösungen. Am Ende des Tages geht es immer darum, dass eine sorgsam ausgewählte Person oder Personengruppe im Ausland beziehungsweise im Inland ihrer Tätigkeit nachgehen kann, um einen Auftrag zu erfüllen, der dem Unternehmen Geld bringt. Wenn die 20 Monteure eines Photovoltaikunternehmens aufgrund aufenthaltsrechtlicher Einschränkungen in Marokko die Anlage nicht fertigstellen können, hat das Unternehmen ein Problem. Wenn ein Manager mit ausgezeichneten Beziehungen zu einem Kunden in Brasilien damit droht, wichtige Verhandlungen nicht durchzuführen, weil die Personalabteilung bei der sozialen Absicherung Fehler gemacht hat, dann ist die Firma regelrecht erpressbar. Man darf nie vergessen: Unternehmen entsenden keine Maschinen, sondern Menschen, die über gewisse Fertigkeiten oder ein sehr spezielles Know-how verfügen. Würden sie diese Anforderungen bei Fachkräften vor Ort bekommen, müssten sie keine Mitarbeiter ins Ausland entsenden.

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Omer Dotou

Leiter Unternehmensberatung Internationale Mitarbeiterentsendung BDAE GRUPPE

Tel.: +49-60-30 68 74 -45
E-Mail: odotou@bdae.com
Web: www.bdae.com

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Foto: Mihai Tufa für die BDAE GRUPPE