Master im Ausland noch für wenige eine Option
Lediglich fünf Prozent der deutschen Bachelor-Absolventen eines Uni-Jahrgangs setzen ihr Studium im Ausland fort, um dort den Master zu machen. An Fachhochschulen sind es gerade einmal drei Prozent. Das entspricht insgesamt rund 3.500 Studierenden. Diese Zahlen meldet der Deutsche Akademische Austauschdienste (DAAD) gemeinsam mit dem HIS-Institut für Hochschulforschung im Rahmen des Reports „Wissenschaft -Weltoffen 2011“.
Beide Einrichtungen sind aber optimistisch, dass die Tendenz zum Auslandsstudium steigen wird. Tatsächlich rechnen sie in zwei bis drei Jahren bereits mit 11.000 Studierenden pro Jahr, die nach ihrem Bachelor-Abschluss in Deutschland für das Masterstudium an eine ausländische Hochschule wechseln.
Nachbarländer bei Studenten beliebt
„Gegenwärtig zieht es vor allem die Bachelors der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften zum Masterstudium ins Ausland. Bei den Ingenieurwissenschaftlern stellen wir hingegen noch eine größere Zurückhaltung fest“, erläutert Dr. Ulrich Heublein vom HIS-Institut für Hochschulforschung. Vor allem Hochschulen in Großbritannien, aber auch in Österreich, Frankreich, den Niederlanden und der Schweiz ständen bei den deutschen Masterstudierenden hoch im Kurs.
Trotz der bislang wenigen Masterabsolventen im Ausland sind deutsche angehende Akademiker grundsätzlich sehr mobil: Insgesamt studierten 2008 über 100.000 Deutsche im Ausland, die meisten von ihnen haben vorher nicht in Deutschland studiert. Laut DAAD habe kein westeuropäisches Land mehr eigene Studierende im Ausland vorzuweisen.
Geldmangel hält Bachelor-Studenten in Deutschland
Eine weitere erst kürzlich veröffentlichte Studie von HIS in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Studentenwerk (DWS) stellt fest, dass Bachelor-Studenten im Vergleich zu Kommilitonen älterer Studiengänge (zum Beispiel Diplom) kaum mobil sind. Der Erhebung zufolge hatte fast jeder fünfte Studierende in einem Diplom- oder Magisterstudium (23 Prozent) und etwa jeder sechste Anwärter auf ein Staatsexamen (18 Prozent) bereits im Ausland studiert oder zumindest ein Praktikum absolviert. Bei den Bachelor-Studenten waren es lediglich sieben Prozent beziehungsweise jeder 14te.
DWS-Präsident Rolf Dobischat glaubt nicht, dass es mangelnde Motivation sei, welche die Bachelor-Studenten in Deutschland halte, sondern schlicht Geld: „Die soziale Selektivität des deutschen Hochschulsystems schlägt auch bei der Mobilität durch.“ Das heißt, nach wie vor hängt ein Jahr im Ausland stark von der sozialen Herkunft ab. Junge Menschen aus hochschulnahen, einkommensstarken Familien gehen fast doppelt so häufig ins Ausland wie ihre Kommilitonen aus bildungsferneren Haushalten mit geringerem Einkommen. Immerhin belegt Deutschland hinsichtlich der Zahl der Studierenden, die einen Auslandsaufenthalt hinter sich haben, weltweit Rang Vier.