Studie: Große Mehrheit der Israelis mag Deutschland
Die Mehrheit der Israelis hat eine sehr positive Einstellung zu Deutschland. Fast 70 Prozent schätzen das Land positiv ein. Unter den europäischen Nationen nimmt Deutschland damit unangefochten und mit weitem Abstand den Spitzenplatz in der Beliebtheit in Israel ein. Dies belegt eine neue Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung, die heute in Berlin vorgestellt wurde. Sie basiert auf umfänglichen repräsentativen Umfragen, die im Dezember vergangenen Jahres in Israel und den Palästinensischen Gebieten durchgeführt wurden.
Nur 23 Prozent der Israelis sehen das Land, in dem vor etwas mehr als 70 Jahren unzähli-ge Juden ermordet worden sind, wirklich negativ. Diese Zustimmung zu Deutschland ist auch im Zeitverlauf stabil: 2007 hatten 67 Prozent und 2009 65 Prozent eine positive Einstellung zu Deutschland.
Deutschland als „ehrlicher Makler“
Die Bewohner im Heiligen Land wurden auch nach der Rolle Deutschlands in der internationalen Politik und speziell im Nahost-Konflikt befragt. Demnach glauben 54 Prozent der Israelis, dass Deutschland als „ehrlicher Makler“ zwischen Israel und der Palästinensischen Autonomiebehörde fungieren kann. 58 Prozent der Palästinenser sind der Überzeugung, die Menschen in Deutschland unterstützen die Anliegen des palästinensischen Volkes und seines Wunsches nach Eigenstaatlichkeit. Dennoch wünschen sich Israelis und Palästinenser explizit ein noch stärkeres Engagement Deutschlands auf internationaler Ebene.
Israelis schätzen Angela Merkel mehr denn je
Auch nach der Rolle der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel für die deutsch-israelischen Beziehungen ist gefragt worden. Ihre Popularität in Israel ist außergewöhnlich hoch. 70 Prozent der Befragten haben einen guten bis sehr guten Eindruck von der Regierungschefin. Gegenüber 2007 und 2009, als diese Frage in einer anderen Umfrage schon einmal gestellt und mit 50 beziehungsweise 56 Prozent bejaht worden ist, ist das ein erheblicher Sprung. Dabei gibt das Eintreten Deutschlands und der Bundesregierung für das Existenzrecht Israels den Ausschlag.
Mehr als jeder Zweite würde für deutsche Firma arbeiten
Fast 55 Prozent könnten sich vorstellen, für ein deutsches Unternehmen zu arbeiten, allerdings wären nur etwa 33 Prozent bereit, dafür dann auch ein Jobangebot in Deutschland anzunehmen. 60 Prozent lehnen das trotz der konstatierten hohen Lebensqualität in dem Land zwischen Alpen und Nord- und Ostsee ab, nur die arabischen Israelis weichen hier mit 44 Prozent Zustimmung und 50 Prozent Ablehnung deutlich ab.
Spannend ist die Frage, woher diese positive Haltung gegenüber Deutschland und den Deutschen rührt. Spielen dabei Verwandtschaftsbeziehungen nach Deutschland oder die deutschen Wurzeln von Verwandten eine Rolle im positiven wie im negativen Sinne? Nur rund 16 Prozent der Israelis haben Eltern, Großeltern oder Urgroßeltern, die aus Deutschland stammen. 19 Prozent haben Verwandte, die gegenwärtig in Deutschland leben (ganz gleich ob sie nach Deutschland gezogen sind oder dort geboren worden sind.) Immerhin fast jeder vierte in Israel hat Freunde in Deutschland, der überwiegende Teil der Israelis hat allerdings keine freundschaftlichen Verbindungen nach Deutschland.
Israelis lieben Berlin
65 Prozent würden es reizvoll finden, nach Deutschland zu reisen und sich das Land anzusehen. Fast 45 Prozent haben das bereits einmal getan. Dabei stand das Motiv, dort seinen Urlaub zu verbringen weit an der Spitze (66 Prozent). Nach dieser Umfrage ist allerdings der Austausch von Studenten, der nur mit einem Prozent zu Buche schlägt, als Basis für den kulturellen und wissenschaftlichen Austausch noch dramatisch ausbaufähig.
Besonders beliebtes Reiseziel unter den Israelis ist Berlin. Auf die Frage, was diese Stadt vor allem ausmacht, stehen da zwei Attribute weit vorne: Die Modernität der Stadt (26 Prozent) und erstaunlicher-weise mit 18 Prozent ihre historische Bedeutung. Die gängigen Vokabeln wie „Hip/Cool“ oder „Fun“ sind mit fünf und sechs Prozent weit abgeschlagen. Das unterscheidet die Israelis deutlich von den Palästinensern, die weitaus „unbelasteter“ nach Berlin fahren und die „Coolness“ von Berlin mit mehr als 30 Prozent deutlich höher einschätzen.5 Gefährlich finden nur drei Prozent der Israelis die Stadt an der Spree.
Hintergrund: Die aktuelle Studie ist der Auftakt einer Vielzahl von Aktivitäten, die die Konrad-Adenauer-Stiftung anlässlich des 50jährigen Jubiläums der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Israel begeht.
Die komplette Studie kann ab sofort auf www.kas.de abgerufen werden.
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