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Messen international
© Messe Berlin

Messen auf der ganzen Welt werden wegen Coronavirus abgesagt

Die Ausbreitung des Coronavirus hat auch erhebliche Auswirkungen auf den Messemarkt. Mittlerweile werden nicht mehr nur in China stattfindende Messen abgesagt, sondern auch in ganz Europa und den USA. Beispielsweise hat Facebook die am 5. Und 6. Mai in Kalifornien stattfindende Entwicklermesse F8 bereits abgesagt.

Am Wochenende wurde bekanntgegeben, dass die weltweit größte und in Berlin ausgerichtete Reisemesse ITB erstmals in ihrer 54-jährigen Geschichte abgesagt wurde. Weltweit häufen sich die abgesagten oder zumindest verschobenen Großveranstaltungen.

Von Tech über Tourismus bis Automesse – wie die Grafik von Statista zeigt, verhinderte Corona weltweit diverse Großevents. Die Game Developers Conference in San Francisco wurde verschoben, der Chinesische Grand Prix ebenfalls. Wie und wann die Olympischen Sommerspiele stattfinden, die eigentlich in Tokio abgehalten werden sollten, ist bisher noch offen.

Täglich aktuelle Übersicht über abgesagte Messen

Viele Unternehmen fragen sich nun, welche Messen noch wie geplant statt und welche werden wegen des grassierenden Coronavirus abgesagt oder verschoben werden. Die m+a Messemedien in Frankfurt (dfv Mediengruppe) haben sich einen internationalen Überblick verschafft und eine Liste online gestellt: https://www.expodatabase.de/de/articles/125882-coronavirus-fuhrt-zu-messeabsagen

Der Überblick zählt aktuell bereits 514 Messen und Veranstaltungen auf, die wegen der drohenden Pandemie abgesagt wurden, 290 in Asien und 217 in Europa, sieben in den USA und 54 in Deutschland (Stand 6. März 2020). Die Liste wird von m+a täglich aktualisiert und ist auch in Englisch verfügbar.

Infografik: Coronavirus verhindert Großveranstaltungen weltweit | Statista Mehr Infografiken finden Sie bei Statista

Die wirtschaftlichen Auswirkungen für den Im- und Export seien unabsehbar, stellt Christiane Appel, Chefredakteurin m+a report, fest. Es gehe nicht nur um die Verluste für die Messewirtschaft, sondern um die Gesamtwirtschaft, als deren Barometer Messen fungierten.

Die Absage der ITB kommentiert die Berliner Morgenpost in einer Pressemitteilung wie folgt:

Gesundheit geht vor. Deswegen ist das Aus der Internationalen Tourismusbörse ITB, die ab Mittwoch in den Messehallen stattfinden sollte, zwar schmerzhaft für die Stadt, aber vernünftig. Denn trotz aller vorab getroffenen Vorsichtsmaßnahmen hätte angesichts des sich rasch ausbreitenden Coronavirus niemand für die Gesundheit der rund 160.000 Besucher aus aller Welt garantieren können.

Von abgesagten Messen betroffene Firmen bleiben auf Kosten sitzen

Für Berlin hat das Aus auch eine wirtschaftliche Komponente: Mehr als 80 Millionen Euro hätten die rund 160.000 ITB-Besucher in der Stadt wohl ausgegeben. Vor allem Hoteliers und Gastronomen trifft die Absage deswegen hart. Die ökonomische Bedeutung der ITB kann aber angesichts der Bedrohungslage durch das Coronavirus nur zweitrangig sein. Dass das Branchentreffen im Laufe des Jahres nachgeholt werden kann, ist eher unwahrscheinlich. Im dicht getakteten Veranstaltungskalender der Messe Berlin findet sich kaum noch ein freier Termin, an dem alle Hallen über mehrere Tage verfügbar wären. Ob sich die Tourismusbranche auf einen möglichen Nachholtermin im Spätsommer einlassen würde, ist auch fraglich. Denn Anfang März 2021 soll turnusmäßig die nächste ITB stattfinden.

Die Absage der folgt nicht allein der Empfehlung des Krisenstabs von Gesundheits- und Innenministerium. Es gilt auch das Prinzip „safety first“. Allein vor dem Hintergrund des rasanten Anstiegs der Verdachtsfälle in Deutschland in den vergangenen Tagen scheint die Absage der Messe alternativlos. „Hier ein Treffen der Welt mit samt Vertretern aus China beziehungsweise Asien zu veranstalten, käme angesichts der aktuellen Entwicklungen einem russischen Roulette gleich“, sagt Tourismus- und Eventexperte Prof. Dr. Bernd Schabbing, Leiter des Studiengangs für Tourismus- und Eventmanagement an der ISM Gleichwohl seien die wirtschaftlichen Folgen für die mit der Veranstaltung verbundenen Firmen groß: “ So müssen die Messe Berlin, Aussteller, Messebauer, Hotels in Berlin, Messepersonal sowie die Fluggesellschaften, Flughäfen und die Bahn AG gleichermaßen massive Umsatzverluste hinnehmen – ganz zu schweigen von angrenzenden Catering- und Gastronomieangeboten und Dienstleistern wie Taxen oder Shuttleservices. Da bei Epidemien und drohenden Pandemien ‚höhere Gewalt‘ im Spiel ist und auch eine Absageempfehlung des Krisenstabes der Bundesregierung vorliegt, können viele dieser Leistungserbringer ihre Kosten nicht auf Dritte abwälzen oder anderweitig geltend machen.“

Großer Schaden für die Tourismuswirtschaft erwartet

Aus Sicht des Experten hat die Messe Berlin gut daran getan, die Veranstaltung abzusagen, da sie bei nachweislich auf der Messe erfolgten Ansteckungen hätte haftbar gemacht werden können. Dabei folgten die Veranstalter wohl auch den Hinweisen des Robert Koch-Instituts zur Gefahreneinschätzung. Die Ansteckungsgefahr sei hier auf Grund der „eher risikogeneigten Zusammensetzung der Teilnehmer, „der eher risikogeneigten Art der Veranstaltung und des „eher risikogeneigten Ortes der Veranstaltung“ besonders hoch. Die schier unmögliche Rückverfolgbarkeit von Kontaktpersonen und die Wahrscheinlichkeit, einen großen Personenkreis anzustecken, waren wohl auch für die Veranstalter der ITB Berlin Risiken, die nicht mehr beherrschbar waren.

Wenige Tage bevor die Messe eigentlich hätte stattfinden sollen, werden nun alle beteiligten Akteure umgehend Schadensminimierung betreiben und eigene Stornierungs- oder Erstattungsoptionen gegen Dritte sowie entsprechende vertragliche Grundlagen prüfen. Auch wenn nicht unmittelbar mit Insolvenzen zu rechnen ist, so ist durch den Wegfall des Geschäfts und der Abstimmung auf der ITB sowie durch den internationalen Imageschaden eine Schwächung des Geschäfts für die Unternehmen entstanden, der weit in die Zukunft reichen wird. „Angesichts der generellen Belastungen durch das Coronavirus für die Tourismuswirtschaft, die sich gerade erst von den Folgen der Thomas-Cook-Pleite zu erholen begann, könnte dennoch für einige Reiseveranstalter, Hotels sowie generell für Tourismus- und Messe-Dienstleister der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt“, so Schabbing.

Themen-Special zu globalen wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus

Die generellen weltweiten wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus beleuchtet Germany Trade & Invest (GTAI) in einem Online-Themenspecial. Während in Ostasien das öffentliche und geschäftliche Leben zunehmend zum Erliegen kommt, ergreifen immer mehr Länder Schutzmaßnahmen und erlassen Einreisebeschränkungen. Darüber hinaus stehen Lieferketten unter Stress, denn insbesondere Vorprodukte aus China können immer seltener ausgeliefert werden. Die Virus-Epidemie hat bereits dazu geführt, dass die Lieferketten der Kfz-Industrie wie auch der Elektronikbranche gestört sind.

Infografik: Chinesische Autoverkäufe brechen ein | Statista

Mehr Infografiken finden Sie bei Statista

„Mit unserer Sonderseite wollen wir deutsche Unternehmen über die aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen in Asien, aber auch in anderen Regionen informieren. Bislang ist vor allem die Produktion in China ausgesetzt. Sollten Japan und Südkorea stärker in Mitleidenschaft gezogen werden, trifft das die Weltwirtschaft ins Mark: Die drei Volkwirtschaften stehen für rund 24 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung“, sagt Achim Haug, Bereichsleiter für Ostasien bei Germany Trade & Invest (GTAI).