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Flut in Bangkok, Krankheitsrisiken steigen. Wie Expats sich schützen

Seit Wochen kämpft Thailands Hauptstadt Bangkok mit einer schweren Flut – und ein Ende ist nicht in Sicht. Weite Teile der Stadt stehen unter Wasser. Die Infrastruktur ist zusammengebrochen. Das Risiko für Seuchen und Krankheiten steigt. Vor allem Schlangen, aber auch Nagetiere sind gute Schwimmer. Sie erobern die Stadt. Mensch und Tier teilen sich den Lebensraum im Wasser.  Konflikte sind vorprogrammiert. Nicht selten hat der Mensch das Nachsehen. Die Müllabfuhr arbeitet nicht mehr. Müll schwimmt in den Straßen der Stadt. Vor allem Essensreste und Hausmüll machen den Behörden Sorgen. Der ideale Nährboden für Ratten und andere Kleintiere.

„Wir wollen keine Ratten in den Straßen, die nach Essensresten suchen“ , sagt Porntep Siriwanarangsun, der Director des Thailändischen Gesundheitsamtes in Bangkok.“ Wir müssen uns intensiv um den Müll kümmern“. Er startet eine Kampagne zur Müllentsorgung in der überfluteten Stadt.

Krankenhäuser melden erste Fälle von Leptospirose. Infizierte Nagetiere, meist Ratten, scheiden verunreinigte Fäkalien in das Wasser aus. Dort verbleiben die Erreger monatelang. Kommt das kontaminierte Wasser mit der offenen Haut in Berührung infiziert sich der Mensch. Kleine Kratzer in der Haut oder Kontakt mit Schleimhäuten in Augen, Mund und Nase sind typische Eintrittspforten in den menschlichen Körper.

Folgen für den Mensch: grippale Symptome und Magen-Darm-Beschwerden

Vielfach verläuft die Erkrankung als fieberhafter Infekt mit grippalen Symptomen. Gelegentlich kommen Magen-Darm Beschwerden dazu. Aber auch lebensgefährliche Verläufe mit Leber- und Nierenversagen oder lebensbedrohlicher Hirnhautentzündung sind möglich. Noch Monate später können Augenschäden auftreten. Die rechtzeitige Diagnose und Therapie ist entscheidend. Mit speziellen Bluttests kann die Erkrankung in kurzer Zeit erkannt werden. Leptospirose ist antibiotisch gut behandelbar. Weitere Erkrankungen aus der Gruppe der Hantarviren drohen. Übertragung und Erkrankung verlaufen ähnlich.

Cholera- und Hepatitis-Gefahr steigt

Die Versorgung mit Frisch- und Abwasser ist in Bangkok ebenfalls zusammengebrochen. Leitungen sind unterspült, verbogen und gerissen. Selbst wenn noch Wasser aus dem Hahn kommt, die Leitungen sind nicht dicht. Dreckiges Flusswasser vermischt sich mit ungeklärtem Abwasser und Trinkwasser. Es kommt zur Verunreinigungen des Frischwassers mit Fäkalien. Seuchen durch Typhus und Hepatitis A drohen. Auch Cholera wird über verdrecktes Wasser übertragen. Die Erkrankung beginnt mit schweren Durchfällen und Fieber. Unbehandelt führt Cholera innerhalb weniger Tage zum Tod. Eine frühzeitige gezielte Therapie zeigt gute Erfolge.

Wenn das Wasser in einigen Wochen aus Bangkok abfließt ist die Gefahr für die Bevölkerung nicht vorüber. In Senken und Tälern ohne natürlichen Ablauf werden große und kleine Pfützen bleiben. Das ist der ideale Brutplatz für Mücken. In Thailand sind die Asiatische Tigermücke und auch die Anopheles-Mücke weit verbreitet. Die Anopheles-Mücke überträgt Malaria.

Malaria-Prophylaxe dringend empfohlen

Eine Woche nach dem infizierenden Mückenstich beginnt eine fieberhafte Erkrankung. Bei vorherrschenden grippeähnlichen Symptomen ist das rechzeitige Erkennen der Malaria entscheidend. Eine medikamentöse Malaria-Prophylaxe wird allen Expats zur Vermeidung der Infektion dringend empfohlen. Die Asiatische Tigermücke ist besonders gut an den schwarz-weiß gestreiften Hinterbeinen zu erkennen (siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Tigerm%C3%BCcke).

Die Tigermücke überträgt das Denguefieber auf den Menschen. Patienten klagen über Kopfweh und schwere Knochenschmerzen. Darum nennt man die Erkrankung auch „Das Knochenbrecherfieber“. Denguefieber verläuft bei den meisten Menschen selbstheilend innerhalb einer Woche. Wenn aber Hautveränderungen oder Blutungen der Schleimhäute hinzukommen droht höchste Gefahr. Es kommt zum Blutungsfieber (Hämorrhagisches Fieber) mit schwersten Komplikationen. Eine Spezialärztliche Behandlung ist umgehend notwendig.

Weitere Erkrankungen wie beispielsweise das Chikungunya –Fieber sind in Thailand endemisch. Es verläuft ähnlich wie das Denguefieber, ist aber nicht lebensgefährlich.

Was Expats in Bangkok zurzeit tun sollen – und was nicht

  • Getränke nur aus original verschlossenen Behältern konsumieren – auch für die Zahnpflege.
  • Vorsicht bei Eiswürfeln – Drinks lieber ohne Eis!
  • Heißgetränke – meist unbedenklich wenn ausreichend erhitzt.
  • Kein Leitungswasser trinken.
  • Saubere Müllentsorgung, keinen Müll im oder um das Haus tolerieren.
  • Bei Wunden, Hauterkrankungen oder Verbänden dem Wasser fern bleiben.
  • Im persönlichen Umfeld Pfützen und Tümpel trocken legen.
  • Auf persönlichen Impfschutz achten.
  • Malariaprophylaxe einnehmen, Moskitonetze und Spray verwenden.
  • Hausapotheke überprüfen – kleinere Krankheiten selbst versorgen.
  • Bei fieberhaften- und bei Magen-Darm-Beschwerden frühzeitig einen Arzt aufsuchen.

Der Autor:

Dr. Andreas Grasteit ist Arzt in Hamburg und hat viele Jahre im Ausland (darunter Westafrika) praktiziert,  Kontakt: info@dr-grasteit.de

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