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Wenig Unterstützung für internationale Mitarbeiter in Deutschland

Internationale Fachkräfte werden in Deutschland oft vernachlässigt. Von ihren Arbeitgebern bekommen sie nicht genügend Unterstützung beim Umzug und der Eingewöhnung. In anderen Ländern hingegen profitieren internationale Mitarbeiter von praktischem und persönlichem Beistand. 

Laut einer aktuellen Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung benötigt Deutschland bis zum Jahr 2060 rund 260.000 Fachkräfte jährlich aus dem Ausland. Deutsche Unternehmen müssen ihnen jedoch deutlich mehr Unterstützung bieten im Kampf um die besten qualifizierten Mitarbeiter, so InterNations. Personalabteilungen für internationales Recruiting können in diesem Bereich noch einiges vom Global Mobility Management lernen, denn temporär nach Deutschland entsandte Mitarbeiter erhalten in der Regel deutlich mehr Unterstützung als internationale Fachkräfte, die für den Job umsiedeln und im Ausland langfristig Fuß fassen möchten. Diese werden in manchen Unternehmen oftmals genauso behandelt wie jeder andere neue Mitarbeiter aus Deutschland.

Unzureichende praktische Unterstützung für internationale Fachkräfte

Im internationalen Vergleich erhalten Fachkräfte, die selbst eine Stelle in Deutschland gefunden haben oder von einer Firma in Deutschland angeworben wurden, wenig Unterstützung von Arbeitgeberseite. Zum Beispiel wurde nur 38 Prozent ein organisierter Umzug angeboten, was unter dem globalen Durchschnitt (43 Prozent) und hinter anderen vorgestellten Ländern wie der Schweiz (41 Prozent), China (49 Prozent), den Niederlanden (50 Prozent) und den VAE (52 Prozent) liegt. 43 Prozent der internationalen Fachkräfte in Deutschland hätten sich diese Art der Unterstützung aber gewünscht. Nur in Großbritannien (47 Prozent) und Hong Kong (55 Prozent) ist der Wunsch noch weiterverbreitet.

Auch die Zahlung von Pauschalbeträgen und die Bereitstellung von Informationen zum Leben im Ausland sind in den genannten Ländern weitaus häufiger der Fall als in Deutschland: Nur ein Drittel der internationalen Fachkräfte im Land erhielten einen Pauschalbetrag, doch 51 Prozent hätten sich diesen gewünscht und nur 37 Prozent hatten Zugriff auf Informationen zum Leben im Ausland, doch 48 Prozent hätten sich dies erhofft.

Lediglich Sprachunterricht scheint bei den Arbeitgeberleistungen für internationale Fachkräfte in Deutschland überhaupt eine Rolle zu spielen: Jeder Zweite (50 Prozent) profitierte von dieser Maßnahme, 23 Prozentpunkte mehr als im weltweiten Durchschnitt (27 Prozent) und der größte Anteil in allen neun Ländern der Studie. Nichtsdestotrotz haben immer noch mehr als ein Drittel der internationalen Fachkräfte in Deutschland (35 Prozent) dieses Angebot nicht erhalten, hätten jedoch gerne davon profitiert.

Fehlende Möglichkeiten zur beruflichen Vernetzung und sozialen Kontaktpflege

Abgesehen von praktischen Benefits scheint internationalen Mitarbeitern in Deutschland am meisten die Gelegenheit zur Vernetzung und Kontaktpflege zu fehlen: Fast sieben von zehn internationalen Fachkräften (68 Prozent) gaben an, dass sie keinen Zugang zu Networking-Angeboten erhalten hatten, sich dies aber gewünscht hätten. Dies ist sogar der höchste Prozentsatz unter allen in der Studie vorgestellten Ländern (zusammen mit den VAE). Des Weiteren wünschen sich 65 Prozent der internationalen Fachkräfte mehr Gelegenheit zum sozialen Austausch, haben von ihren Arbeitgebern aber keine Unterstützung in diesem Bereich erhalten.

Eingewöhnung in Deutschland äußerst schwer

Angesichts der fehlenden sozialen Kontakte ist es wenig überraschend, dass internationalen Mitarbeitern in Deutschland die Eingewöhnung im Vergleich zu Expats in anderen Ländern äußerst schwer fällt: 44 Prozent der internationalen Fachkräfte fühlen sich in der deutschen Kultur nicht zu Hause, der höchste Anteil unter allen Ländern der Studie. Weltweit sind nur 30 Prozent mit diesem Faktor unzufrieden.

Freunde unter der einheimischen Bevölkerung zu finden, ist offenbar eine der größten Herausforderungen für Expats in Deutschland: 60 Prozent der internationalen Fachkräfte empfanden dies als schwierig (versus 43 Prozent weltweit). Oft kämen sie mit der Sprachbarriere und der unfreundlichen Bevölkerung nicht zurecht. Unter den neun Ländern der Studie fällt es nur den Befragten in der Schweiz noch schwerer, Freundschaft mit Einheimischen zu schließen (66 Prozent).

Vielleicht ist dies ja einer der Gründe, warum internationale Mitarbeiter in Deutschland im Vergleich zu den anderen acht Ländern so unglücklich sind: Nur 65 Prozent geben an, mit ihrem Leben im Allgemeinen zufrieden zu sein. Dieser Anteil ist deutlich niedriger als in den VAE (71 Prozent), der Schweiz (72 Prozent), Frankreich (74 Prozent), China (76 Prozent), den USA (78 Prozent) und den Niederlanden (84 Prozent).

Unterstützung für nach Deutschland entsandte Mitarbeiter ein wenig besser

Internationale Mitarbeiter, die von ihrem Arbeitgeber nach Deutschland entsandt wurden, erhalten mehr praktische Unterstützung vom Arbeitgeber als Mitarbeiter, die selbst eine Stelle fanden oder rekrutiert wurden. Beispielsweise wurde 81 Prozent der nach Deutschland entsandten Mitarbeiter Hilfe beim Umzug angeboten (versus 38 Prozent der internationalen Mitarbeiter). Hier liegt Deutschland sogar über dem globalen Durchschnitt (75 Prozent), doch immer noch hinter China (84 Prozent), den Niederlanden (86 Prozent), den VAE (86 Prozent) und der Schweiz (87 Prozent).

Dieser Trend setzt sich bei der Zahlung von Pauschalbeträgen, Informationen zum Leben im Ausland und zusätzlicher Unterstützung der Ehepartner fort: Der Anteil der nach Deutschland entsandten Mitarbeiter, die diese Angebote erhielten (61 Prozent, 45 Prozent und 32 Prozent) ist höher als der Anteil internationaler Mitarbeiter (33 Prozent, 37 Prozent und 13 Prozent), doch international nicht wettbewerbsfähig. In Bezug auf die Zahlung von Pauschalbeträgen ist der Anteil in Deutschland sogar der kleinste unter den neun Ländern im Report.

Informationen zu Lebensbedingungen im Gastland gewünscht

Trotz der etwas besseren Benefits für nach Deutschland entsandte Mitarbeiter ist auch bei ihnen der Wunsch nach mehr Unterstützung groß. So erhielten beispielsweise 43 Prozent der in Deutschland tätigen Mitarbeiter auf Auslandsentsendung keine Informationen zum Leben vor Ort, hätten sich diese aber gewünscht. Weiteren 49 Prozent fehlte ein interkulturelles Training.

Vorbild Niederlande: Hohes Maß an Unterstützung, hohe Zufriedenheit

Im Vergleich zu den anderen Ländern der Studie sind Unternehmen in den Niederlanden bei der Unterstützung ihrer internationalen Mitarbeiter führend. Sie bieten sowohl internationalen Fachkräfte als auch entsandten Mitarbeitern eine Reihe von praktischen und persönlichen Hilfsangeboten und setzen somit Maßstäbe.

Zum Beispiel erhielten 50 Prozent der internationalen Fachkräfte Unterstützung beim Umzug, und 49 Prozent wurde ein Pauschbetrag ausgezahlt. Diese Anteile liegen beide deutlich über dem weltweiten Durchschnitt (43 Prozent beziehungsweise 36 Prozent). Darüber hinaus wurden fast jeder dritten internationalen Fachkraft in den Niederlanden (32 Prozent) Gelegenheiten zum sozialen Austausch geboten, während weltweit nur jeder fünfte Befragte davon profitierte (20 Prozent). Weitere 22 Prozent bekamen auch Zugang zu Networking-Angeboten vor Ort (versus 17 Prozent weltweit) und 12 Prozent wurde die Mitgliedschaft in einem Expat-Netzwerk geboten (versus acht Prozent weltweit). Unter den Ländern des Expat Insider Business Edition Country Focus sind dies jeweils die größten Anteile.

Somit verwundert es nicht, dass in den Niederlanden 74 Prozent der internationalen Fachkräfte und 80 Prozent der Mitarbeiter auf Entsendung die Eingewöhnung leichtfällt — wiederum der höchste Anteil unter allen Ländern der Studie. Sie sind im Ländervergleich auch am glücklichsten: 84 Prozent der internationalen Fachkräfte und 86 Prozent der entsandten Mitarbeiter in den Niederlanden sind mit ihrem Leben generell zufrieden (versus 71 Prozent beziehungsweise 80 Prozent weltweit).

Hintergrund:

In der bisher unveröffentlichten Studie Expat Insider Business Edition Country Focus beleuchtet InterNations Business Solutions neun verschiedene Arbeitgeberleistungen für internationale Mitarbeiter und ihre Lebenspartner. Neben Deutschland untersucht die Studie auch die Situation von Expats, die aus beruflichen Gründen nach China, Frankreich, Großbritannien, Hong Kong, in die Niederlande, die Schweiz, die USA oder die VAE gegangen sind. Der Expat Insider Business Edition Country Focus konzentriert sich auf die Unterstützung, die internationale Fachkräfte (die im Ausland selbst eine neue Stelle gefunden haben oder von einer ausländischen Firma angeworben wurden), ins Ausland entsandte Mitarbeiter und die Lebenspartner der beiden Gruppen von Arbeitgeberseite erhalten. Zudem betrachtet die Studie, welche Unterstützung sich die Befragten gewünscht hätten. Der Report zeigt die großen Unterschiede, die sowohl in Deutschland als auch international bei Arbeitgeberleistungen bestehen. Er legt zudem dar, wie sich fehlende Hilfe beim Umzug und mangelnde Möglichkeiten zur sozialen Kontaktpflege auf die Zufriedenheit und das Wohlbefinden von internationalen Mitarbeitern und ihren Lebenspartnern auswirken.

Die Entsendung von Mitarbeitern aus dem Ausland nach Deutschland gewinnt zunehmend eine größere Bedeutung. Dies stellt die Unternehmen vor neue Hürden, von denen insbesondere Personalabteilungen betroffen sind. Im Impat-Seminar der BDAE Gruppe werden wichtige Themen wie Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigungsrecht, Sozialversicherungsrecht und Steuerrecht aufgegriffen.