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© Kit Leong - fotolia.com

So feiern Chinesen Weihnachten in Deutschland

Die Adventszeit hat längst begonnen, besinnlich oder auch besinnungslos. Sie soll uns auf Weihnachten vorbereiten und uns mit zahlreichen Weihnachtsmärkten daran erinnert, für Freunde und Familie möglichste schöne und passende Geschenke zu kaufen. Damit gilt es, nebenbei auch noch ein wenig die heimische Wirtschaft anzukurbeln. Wie nehmen Auslandschinesen dieses Spektakel wahr?

Der heimische Höhepunkt der Weihnachtszeit ist natürlich Heiligabend, wo sich fast ganz Deutschland in den gemütlichen Kreis der Familie zurückzieht. Dann wird mit den Liebsten Weihnachten gefeiert, sich beschenkt, miteinander gekocht oder einfach nur Zeit miteinander verbracht und somit das wichtigste Familienfest des Jahres zu begehen. Doch was machen all diejenigen, die nicht aus unserem Kulturkreis kommen und hier keine Familie haben? Was machen Chinesinnen und Chinesen, die in Deutschland arbeiten oder studieren?

Wie das chinesische Neujahrsfest – erst einmal nur fremd

Für Chinesen ist Weihnachten in Deutschland in etwa so, wie das chinesische Neujahrsfest für Deutsche in China ist – zunächst erst einmal nur fremd. Weihnachten ist ein Fest, das seine Ursprünge in der christlichen Religion hat. Da es hierfür in China keine Tradition gibt, spielt es in der chinesischen Gesellschaft keine bedeutende Rolle. Durch Medien und westliche Serien hat sich zwar ein Trend entwickelt und die jüngeren Generationen feiern Weihnachten mit Partys, kleinen Geschenken für Freunde und vor allem mit exzessivem Konsum. Jedoch ist Weihnachten kein Familienfest, wie es das chinesische Neujahrsfest (oder Frühlingsfest: chunjie 春节), das wichtigste Fest im Jahr, darstellt.

Weihnachtsmärkte als das Weihnachtssymbol für Chinesen

Ähnlich wie es den Deutschen in China zum Frühlingsfest geht, geht es auch den Chinesen zu Weihnachten in Deutschland. Sie stehen etwas außen vor und können die Vorgänge nur von außen betrachten. Daher bringen viele in Deutschland lebenden Chinesen Weihnachten in erster Linie mit den berühmten Weihnachtsmärkten in Verbindung. Weltweit sind die deutschen Weihnachtsmärkte für ihre besondere Atmosphäre bekannt, so auch in China. Sogar dort werden teilweise kleine Weihnachtsmärkte veranstaltet, auf denen es den beliebten Glühwein gibt. Derzeit sprießen hierzulande überall die Weihnachtsmärkte aus dem Boden. Jetzt können verschiedene Städte mit ihren unterschiedlichen Weihnachtsmärkten besucht werden.

Viele Chinesen nutzen die Adventszeit, um von Stadt zu Stadt zu reisen und hier auf den Weihnachtsmärkten die weihnachtliche Stimmung zu spüren. Gerüche und Klänge sorgen dafür, dass diese Zeit etwas Besonderes ist. Gemeinsam mit ihren Freunden und Bekannten besuchen sie unsere Weihnachtsmärkte, um dort gemeinsam zu essen und zu trinken. Die Märkte bieten aber nicht nur kulinarische Köstlichkeiten, die man in China nicht bekommen kann, sondern auch perfekte Mitbringsel für den nächsten Besuch in der Heimat. Denn dort fällt es keinem auf, wenn ein Weihnachtsengel das ganze Jahr über auf der Anrichte steht. Hauptsache, er ist hübsch und versprüht etwas Exotisches.

Wer hat noch ein Plätzchen im Stall frei?

Der Höhepunkt der Weihnachtszeit ist Heiligabend, der 24. Dezember. Während die meisten Deutschen sich im Kreise der Familie befinden, müssen sich die hier lebenden Chinesen eine andere Beschäftigung suchen. Wer Glück hat, kennt eine gut befreundete deutsche Familie, die ihn oder sie einlädt, Heiligabend bei ihnen zu feiern. Wer solch eine Chance bekommt, hat die Möglichkeit, hautnah zu erleben, was Weihnachten in der deutschen Gesellschaft bedeutet und was seinen Zauber ausmacht. Mit allem, was dazu gehört: Weihnachtsgans, Weihnachtsbaum, eventuell Gottesdienst und vor allem Geschenke.

Wenn sich jedoch nicht eine solche Möglichkeit bietet, ist dies für die meisten Chinesen gar nicht so schlimm. Schließlich sind sie nicht mit dieser Tradition aufgewachsen und können sich mit den tief in unserer Kultur verwurzelten Bräuchen nicht identifizieren. Sie nutzen lieber die freien Tage, um sich mit ihren Freunden zu treffen. Man geht gemeinsam essen oder kocht zusammen und verbringt einfach eine schöne Zeit miteinander. Geschenke macht man sich auch, aber sie stehen nicht so sehr im Zentrum, wie sie es inzwischen in der deutschen Kultur tun. Vielmehr geht es hier um das Gesellige.

Weihnachtszeit = Reisezeit für Chinesen in Deutschland

Für viele hat Weihnachten einfach keine Bedeutung und ist nach wie vor etwas Fremdes. Deshalb fehlt ihnen an diesen Tagen auch nichts. Im Gegenteil: für viele sind die Weihnachtsfeiertage sogar etwas Langweiliges. In China kennen sie diese Zeit vor allem im Zusammenhang mit großen Aktionen in Einkaufszentren und anderen Events unter dem Motto „Merry X-mas“. Hierzulande scheint die Welt für ein paar Tage stillzustehen. An den Feiertagen haben die meisten frei, Geschäfte sind geschlossen und alle befinden sich zu Hause bei ihrer Familie. Diese Zeit bietet also die beste Möglichkeit für eine Reise. Ganz beliebt sind Städte und Länder in der Umgebung. Hier kann man andere Länder und andere Weihnachtsbräuche kennenlernen, oder einfach einen schönen Urlaub in der Sonne im Süden Europas verbringen, oder den Winter in seinen vollen Zügen genießen und in die Berge fahren.

Die Weihnachtsfeiertage und damit oft verbundenen Ferien bieten aber auch eine ideale Möglichkeit für eine Reise zurück nach China. Da es in Deutschland zum Frühlingsfest, das meistens Ende Januar, Anfang Februar ist, keine offiziellen Ferien gibt, ist es vielen Chinesen oftmals nicht möglich, anlässlich des wichtigsten Familienfestes im Jahr zu ihrer eigenen Familie nach Hause zu reisen. Daher nutzen viele die Chance und erledigen dies in den Weihnachtsferien.

Frühlingsfest und Weihnachten als Kulturspiegel

Obwohl die Herkunft des chinesischen Frühlingsfestes und unseres Weihnachtsfestes vollkommen unterschiedlich sind, ähneln sie sich in ihrer gesellschaftlichen Bedeutung doch sehr. Beide sind ein Familienfest und stellen den Höhepunkt im Jahr dar. Allerdings ist auch beiden gemein, dass es kaum möglich ist, als Außenstehender daran teilzunehmen. Da beide aber nicht in der jeweils anderen Kultur verankert sind, stellt dies zumeist kein größeres Problem dar. Das Wichtige ist, dass man etwas Sinnvolles aus der Zeit macht. Ob es einfach eine entspannte Auszeit ist, eine schöne Zeit mit Freunden oder Reisen an verschiedene Orte der Welt oder einfach in die Heimat, Weihnachten und das Frühlingsfest sind einfach ganz besondere Anlässe.

Quelle: inter:culture:capital, Autor: ICC-Redakteur Malte Steffenhagen