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© MART PRODUCTION auf Pexels

Expats beim Settling-In erfolgreich unterstützen

Ich bestehe darauf: die Partner Ihrer Expats sind entweder Ihr bester Freund oder Ihr größter Feind! Während der Vorbereitungsphase auf einen Auslandseinsatz geben die meisten Expat-Partner den Ausschlag über Hop oder Top – für oder gegen die Entsendung und sollten daher schon vor dem eigentlichen Start in den Prozess einbezogen werden (siehe Teil I der Erfolgsstrategien für Auslandsentsendungen). Im Teil II der Erfolgsstrategien möchte ich Ihnen einige einfache aber effektive Werkzeuge an die Hand geben, mit denen Sie das Settling-In Ihrer Expats von Ihrem Bürostuhl aus optimieren und damit sofort die Zufriedenheit Ihrer Expat-Familien erhöhen und so die Freundschaft erhalten können.

Ich persönlich habe schon viele Expats erlebt, die ihren Unternehmen praktisch schon den kalten Krieg erklärten, noch bevor sie ihr neues Umfeld überhaupt richtig erkundet hatten. Die Umzugs- und vor allem die Settling-In Phase birgt ein – sagen wir mal – etwas erhöhtes Konfliktpotenzial. Warum? Weil es eine Zeit großer Unsicherheit für die Betroffenen ist. Alles Gewohnte und Vertraute bleibt zu Hause zurück. Zugunsten eines kaum absehbaren Lebensalltags in einem unbekannten Umfeld – vielleicht am anderen Ende der Welt oder mit drei motzenden Teenagern im Schlepptau. Kann man sicherlich keinem verdenken, dass die Emotionen da ab und an vielleicht mal etwas höhere Wellen schlagen! Diese Ungewissheit über die persönliche Zukunft, gepaart mit den unerfüllten Erwartungen an die scheinbar paradiesische Expat-Welt und den tatsächlichen Widrigkeiten eines derartigen Ortswechsels bilden eine wunderbare Basis für die aufkeimende Unzufriedenheit Ihrer Expats und vor allem auch Ihrer Expat-Partner.

Wie Sie das Settling-In Ihrer Expats vom Office aus optimieren

Natürlich ist das A und O eines erfolgreichen „physischen“ Settling-In die hervorragende Arbeit Ihres Relocation-Dienstleisters! Ich denke, das gehört zu den Basics des Mobility Managements. Bedauerlicherweise tragen die wenigsten Relocator auch zum „sozialen“ Settling-In ihrer Kunden bei – so ist zumindest meine Erfahrung. Der Kern der Relocation-Dienstleistung ist eben der physische Umzug. Punkt! Wenn der Einzug vollbracht ist und die letzten aufenthaltsrechtlichen Punkte geklärt sind, sehen wohl die Wenigsten unter uns ihren Relocation-Consultant jemals wieder. Daraus entstehen gegenüber Ihnen als Arbeitgeber und „Verursacher“ nicht selten Gefühle der Enttäuschung, des allein gelassen Werdens, mangelnder Wertschätzung. Eindrücke, die wirklich nicht sein müssen! Hier sind drei einfache Strategien, mit denen Sie die Settling-In Phase für Ihre Expats ein ganzes Stück erfolgreicher machen können.

Vermeiden Sie zu hohe Erwartungen

Schon während der Vorbereitung auf den bevorstehenden Auslandseinsatz bestand eine wichtige Erfolgsstrategie darin, Ihren Mitarbeitern und deren Familien ein realistisches Bild sowohl von den Rahmenbedingungen der Entsendung (Finanzielles, Rechtliches usw.), als auch von den Lebensbedingungen am Entsendungsort zu vermitteln. Selbstverständlich ist es nicht Ihre Aufgabe, Ihren Mitarbeitern die komplette Funktionsweise eines fremden Landes beizubringen, das wäre absurd! Wenn aber ein Mitarbeiter erst beim House-Hunting vor Ort erfährt, dass die internationale Schule für die Kinder zwei Fahrstunden vom zukünftigen Arbeitsort entfernt ist, hat die Entsendungsvorbereitung meiner Meinung nach ihr Ziel irgendwie verfehlt. Und dann ist es auch nicht verwunderlich, dass bei dem betroffenen Mitarbeiter ein wenig Unmut entsteht. Und noch vielmehr bei dessen Partner(in), der/die die Kinder dann täglich chauffieren darf und damit auch gleich einen ungewollten – aber dafür entgeltfreien – Achtstundenjob bekommen hat.

Denken Sie dran: „Je realistischer die Erwartungen an eine Auslandsentsendung, desto höher ist die Zufriedenheit am Zielort“ und stellen Sie möglichst schon während der Vorbereitungsphase sicher, dass später aus Unwissenheit nicht Unzufriedenheit wird. Was Sie genau tun können, erfahren Sie hier.

Erleichtern Sie das Einleben

Insbesondere für den Expat-Partner bedeutet eine Entsendung ins Ausland eine tiefgreifende Veränderung seines Lebensstils, seines Tagesablaufs und seiner Gewohnheiten! Anders als der entsendete Mitarbeiter selbst – der zumindest innerhalb des Unternehmens gewisse Strukturen und Abläufe wiederfindet – beginnt der ExpatPartner nämlich ganz vorn, sich einen Rahmen für den Alltag zu schaffen. Als ersten Stolperstein gibt es da natürlich das fremdkulturelle Umfeld, das sich häufig allein durch die Architektur, die Infrastruktur, die Wohnbedingungen, das Klima, die Sprache, Sicherheits- und gesundheitliche Aspekte usw. wesentlich von den gewohnten Strukturen unterscheidet. Aber vor allem das Einleben in ein fremdes soziales Umfeld mit anderen Werten als die eigenen und ungewohnten Verhaltensnormen verlangt vielen Expat-Partnern eine größere psychische Anpassungsleistung ab, als den Entsendeten selbst. Warum? Weil die Partner aufgrund ihrer familiären Aufgaben häufig einfach näher an der Alltagskultur des Gastlandes leben. Deshalb leiden sie nicht selten wesentlich stärker unter dem Kulturschock als die arbeitenden Partner.

Um sicherzustellen, dass Ihre Expat-Partner sich in der neuen Kultur möglichst schnell zurecht finden und nicht in den sogenannten ExpatBlues verfallen, sollten Sie ihnen während der ersten Wochen vor Ort unbedingt einen Expat-Coach an die Seite stellen. Dieser hilft, die Gastkultur zu verstehen und die Tücken des interkulturellen Alltags zu reflektieren, konstruktiv damit umzugehen und sich schneller einzugewöhnen. Darüber hinaus trägt diese Art der Unterstützung dazu bei, sich Stück für Stück eine neue, sinnvolle Alltagsstruktur zu schaffen. 

Sorgen Sie für sozialen Rückhalt

Isolation ist das Damoklesschwert aller Expats und insbesondere der Expat-Partner. Erfahrungsgemäß rutschen die nicht berufstätigen Partner schneller in die Einsamkeit oder sogar Depression als die Entsendeten selbst. Denn ohne Kollegenkreis, Mitarbeiter und Kunden, die Berufs wegen schon ein gewisses soziales Umfeld bieten, hängt die soziale Zufriedenheit von Expat-Partnern häufig davon ab, wie aktiv sie selbst den Kontakt zu anderen Menschen vor Ort suchen.

Im Grunde ist es egal, ob man sich zunächst an die deutsche oder internationale ExpatCommunity vor Ort wendet oder sich gleich in das Sozialleben der Locals stürzt. Viel entscheidender ist, dass überhaupt ein soziales Netzwerk existiert – möglichst von Anfang an. Expat-Communities haben den großen Vorteil, dass sich ihre Mitglieder in einer sehr ähnlichen Situation befinden. Sie gehören gemeinsam einer Subkultur an – die der Expats. Dieses verbindende Element vermittelt das Gefühl von Zusammengehörigkeit und kann gerade in schwierigeren Phasen zum echten Anker werden. Der Sprung ins lokale Sozialleben eröffnet wiederum den Reichtum einer fremden Kultur, der persönliches Wachstum verspricht. Aber er ist auch mit wesentlich mehr Anstrengungen verbunden. Ich persönlich bevorzuge einen guten Mix aus Beidem, aber das ist Geschmacksache und sicherlich abhängig von der persönlichen Situation und den Vorzügen eines Jeden!