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Sotschi: Wie sicher sind Olympische Winterspiele?

Trotz der enormen Sicherheitsanstrengungen der russischen Behörden ist die Wahrscheinlichkeit terroristischer Anschläge vor und während der olympischen Winterspiele in Sotschi hoch. Das sagen zumindest die Experten von EXOP, einem Beratungsunternehmen für Risikomanagement.

Doch welche konkreten Sicherheitsrisiken bestehen für ausländische Besucher der Olympischen Winterspiele tatsächlich? Laut EXOP ist die Wahrscheinlichkeit, dass es im Verlauf der Olympischen Spiele in Russland zu einem Terroranschlag kommt, ist groß – nicht jedoch für jeden einzelnen Besucher.

Sotschi ist eine Hochsicherheitszone

Der Austragungsort Sotschi ist mittlerweile zu einer Hochsicherheitszone geworden: Rund 40.000 Sicherheitskräfte sind vor Ort im Einsatz, ausschließlich Fahrzeuge von zuvor registrierten Besuchern und Anwohnern haben Zugang, jegliche Form der elektronischen Kommunikation wird von den russischen Sicherheitsbehörden überwacht. Die strengen Sicherheitsvorkehrungen sind nicht zuletzt der geographischen Lage geschuldet.

Anschlag von Extremisten der Nordkaukasus-Region eher unwahrscheinlich

„Sotschi liegt in der russischen Nordkaukasusregion, wo sich seit Jahrzehnten militante Gruppen ethnisch und islamistisch motivierte Kämpfe liefern“, sagt Risikoexperte Eric Sliva. In dieser Gegend seien Angriffe auf Sicherheitskräfte und Zivilisten an der Tagesordnung. Extremisten aus dem Nordkaukasus haben in den vergangenen Jahren wiederholt terroristische Angriffe in anderen Landesteilen verübt. Anschläge innerhalb der Hochsicherheitszone von Sotschi, in der sich auch der internationale Flughafen befindet, hält der Russlandexperte dennoch für eher unwahrscheinlich. Sliva bezweifelt, dass Aufständische aus dem Nordkaukasus über die operativen Fähigkeiten verfügen, die Sicherheitsschranken zu durchbrechen.

Gänzlich ausschließen ließe sich ein Anschlag dennoch nicht. „Sportliche Großereignisse wie die Olympischen Spiele stellen auch für internationale Terrororganisationen ein attraktives Ziel dar“, so Sliva weiter. Eine besondere Gefahr sieht er bei größeren Menschenansammlungen und den Warteschlangen, die sich aufgrund der ausführlichen Sicherheitskontrollen im Eingangsbereich der Hochsicherheitszone bilden könnten. Terroristen könnten diese Situation ausnutzen, um Attentate auf die Wartenden zu verüben, ohne die engmaschigen Sicherheitskontrollen überwinden zu müssen.

Erhöhte Terrorgefahr in Moskau

Eine größere Gefahr sieht der Russlandexperte indessen im rund 1.400 Kilometer entfernten Moskau oder anderen russischen Großstädten. Wolgograd liegt ungefähr 700 Kilometer nordöstlich von Sotschi. Trotz der großen Entfernungen zum Nordkaukasus hält Sliva dort einen terroristischen Anschlag im Austragungszeitraum für wahrscheinlicher. Der Experte verweist auf die Zunahme terroristischer Aktivitäten im Vorfeld der Olympischen Spiele: Bei Selbstmordattentaten auf den Hauptbahnhof und einen Stadtbus in Wolgograd waren Ende Dezember 34 Menschen ums Leben gekommen. Bereits im Oktober wurden sechs Menschen bei einem Selbstmordattentat in Wolgograd getötet. „Vor und während der Olympischen Spiele werden Aufständische höchstwahrscheinlich erneut versuchen, Bombenanschläge in Moskau oder anderen Großstädten zu verüben“, so EXOP-Mitarbeiter Sliva.

Sotschis Nachbarschaftsorte gefährdet

Die wahrscheinlichsten Anschlagsziele seien öffentliche Verkehrsmittel wie Busse, Straßenbahnen oder Stadtzüge, bei denen die Sicherheitsmaßnahmen gering sind. Ein hohes Anschlagsrisiko sei auch in den außerhalb der Sicherheitskontrollen gelegenen Bereichen von Flughäfen und Bahnhöfen vorhanden. Das größte Terrorismusrisiko besteht laut dem Russlandexperten während der Olympischen Spiele in den Kaukasusrepubliken in direkter Nachbarschaft zum Austragungsort Sotschi. Dort hat die Zahl terroristischer Anschläge im Vorfeld der olympischen Spiele besonders stark zugenommen. Insbesondere in den Republiken Dagestan, Tschetschenien, Inguschetien, Kabardino-Balkarien, Nordossetien und dem südlichen Teil der Region Stawropol sei die Wahrscheinlichkeit terroristischer Akte daher hoch. Zu vereinzelten Anschlägen könne es außerdem in Karatschai-Tscherkessien und der Region Krasnodar kommen.

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