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Auf gefährlicher Mission

Geschäftsreisen und Entsendungen finden immer öfter auch in Krisenregionen der Welt statt. Wie Mitarbeiter dank eines interkulturellen Sicherheitstrainings auf den Ernstfall vorbereitet werden können.

Anfang dieses Jahres sind innerhalb von zwei Wochen mindestens drei deutsche Auslandsentsandte entführt worden: Ein Ingenieur eines deutschen Bauunternehmens in Nigeria, der später tot aufgefunden wurde, ein Entwicklungshelfer der Deutschen Welthungerhilfe in Pakistan und ein UN-Mitarbeiter im Jemen. Kurz zuvor waren deutsche Touristen in Äthiopien verschleppt und getötet worden. Die Statistiken bestätigen: Weltweit nimmt die Zahl der Entführungen von Geschäftsreisenden und Expatriates zu. Allein zwischen 1998 und 2008 hat sich ihre Zahl laut der auf Entführungen spezialisierten Versicherungsgesellschaft Hiscox verdoppelt. Nach Chinesen und Franzosen sind Deutsche am häufigsten Opfer von Kidnapping.

Dieser dramatische Trend geht einher mit einer zunehmenden weltweiten Produktion und dem globalen Handel. Insbesondere Deutschland als eine der bedeutendsten Exportnationen der Welt hat zahlreiche kleine, mittelständische und große Unternehmen, die international tätig sind. Auch in Krisenregionen machen deutsche Firmen Geschäfte. Dienstreisen und Auslandseinsätze in Risikoländern oder Krisenregionen sind deshalb immer öfter an der Tagesordnung.

Die Sicherheitslage in Krisenregionen kann sich innerhalb weniger Stunden ändern, wie jüngst die Aufstände in Afghanistan und Pakistan nach Veröffentlichung der Mohammed-Videos zeigten. Gleichzeitig werden aus jahrzehntelang als relativ stabil eingestuften Ländern (wie im Fall von Tunesien und Ägypten im Zuge des Arabischen Frühlings) quasi über Nacht Risikogebiete. Des Weiteren sind entsandte Mitarbeiter in vielen Ländern einem erhöhten Risiko ausgesetzt, Opfer von Gewaltkriminalität zu werden. Es sind Risiken wie Car-Napping, Express-Kidnaps, Raub oder einfach Diebstahl, die etwa in Ländern wie Südafrika, Brasilien und Mexiko an der Tagesordnung sind.

Haftungsrisiko-Aufklärung über politisch-gesellschaftliche Unruhen

Die rechtlichen Grenzen der Fürsorgepflicht des Arbeitgebers bei Auslandseinsätzen sind noch immer fließend. Aber fest steht: Im Fall der Fälle steht das Unternehmen in der Haftung, wenn ein Mitarbeiter während seines (kurz- oder mittelfristigen) Auslandsaufenthaltes in einem als risikoreich eingeschätzten Land entführt wird und sich im Nachhinein herausstellt, dass sein Unternehmen das Risiko unterschätzt und die Sorgfaltspflichten verletzt hat. Bei einer schuldhaften Verletzung der Fürsorgepflicht ist das Unternehmen zu Schadensersatz verpflichtet. Und: „Die Fürsorgepflichten des Arbeitgebers sind umso größer, je fremder der Arbeitsort nach seiner politischen und kulturell-religösen Prägung unter der Berücksichtigung der dortigen Arbeits- und Lebensumstände ist“, sagt etwa Professor Dr. Stefan Edenfeld in der Neuen Zeitschrift für Arbeitsrecht (Ausgabe 17/2009).

Firmen, die ihre Geschäftsreisenden und Expatriates umfassend auf ihre Tätigkeit in kritischen Staaten vorbereiten, mindern nicht nur das Haftungsrisiko, sondern auch einen wesentlichen Unsicherheitsfaktor. Denn: Grundsätzlich darf ein Mitarbeiter seine Arbeitsleistung verweigern, solange er nicht hinreichend geschützt ist. Das Unternehmen muss dann weiter zahlen. Unabhängig davon liegt es auf der Hand, dass ein Arbeitnehmer umso motivierter ist, je besser ihn sein Unternehmen auf den Auslandseinsatz vorbereitet hat.

Interkulturelle- und Sicherheitsvorbereitung kann Risiken mindern

Die Praxis zeigt: Viele Fälle – von Raub über Erpressung bis hin zu Expressentführungen von Geschäftsreisenden – lassen sich durch eine professionelle Vorbereitung und vorbeugende Maßnahmen verhindern. Wer mit landestypischen Sitten und der politischen Situation einer Region vertraut ist, gerät seltener in Schwierigkeiten als bei Unkenntnis. Die auf Entsendeberatung spezialisierte BDAE GRUPPE hat deshalb gemeinsam mit dem Sicherheitsdienstleister Result Group ein kombiniertes Sicherheits- und interkulturelles Training entwickelt, das anhand von Hintergrundinfos, Fakten und praktischen Übungen, Mitarbeiter im Ausland bestmöglich für den Ernstfall schult.

Ziel des Trainings ist es, die Teilnehmer dafür zu sensibilisieren, dass die größte Gefahr in Krisenregionen von der eigenen Unwissenheit ausgeht – über potenzielle interkulturelle Konflikte und Gefahrensituationen. Der interkulturelle Teil des zweitägigen Trainings dient dazu, die eigene kulturelle Brille abzunehmen und die des Gastlandes aufzusetzen. Dies geschieht durch einen hohen partizipativen Anteil. Mit Hilfe von Simulationen, Übungen und Gruppenarbeiten sollen Inhalte nicht nur verstanden, sondern selbst erlernt und erfahren werden, damit alle Teilnehmer das neu Gelernte verinnerlichen und in Folge selbst leichter umsetzen können. Ergänzend dazu folgt ein theoretischer Teil über die Kulturstandards und Sitten des jeweiligen Gastlandes.

Am zweiten Trainingstag findet die Sicherheitsschulung statt. Diese besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. In der Theorie sollen die Geschäftsreisenden und Expats vor allem dafür sensibilisiert werden, welche Risiken sie im entsprechenden Aufenthaltsland erwarten. Dabei geht es um Fragen, welches Hotel in welcher Region am sichersten ist, welche Verkehrsmittel besser nicht genutzt werden sollten oder wie man sich auf Flughäfen bewegt. So sollten Geschäftsreisende beispielsweise in Ländern mit einem terroristischen Risiko niemals ein Hotelzimmer im ersten, zweiten oder über dem sechsten Stock buchen. Die Begründung der Experten: Im Falle eines Bombenanschlags wie 2008 in Mumbai im Taj Mahal Palace ist die Druckwelle in den Zimmern der unteren Etagen am stärksten. Ab der sechsten Etage sind wiederum Feuerwehrleistungen nur eingeschränkt möglich. Reisende sollten überdies niemals ihren Pass an der Rezeption hinterlassen, auch wenn dies gefordert wird. Für den Notfall muss der Original-Pass schnell zur Hand sein.

Ruhiges Verhalten sichert Überlebenschancen

Ein weiteres Beispiel: In Ländern mit einer hohen Korruption kann es häufig zu so genannten „Checkpoint-Situationen“ kommen. Dies sind Straßensperren mit Polizisten oder anderen Sicherheitskräften, die Autos anhalten. In der Regel verlangen diese ein Schmiergeld, damit der Wagen passieren darf. Dann gilt: Sich normal und ruhig verhalten, keine schnellen Bewegungen vollziehen, da meistens eine Person mit Waffe am Anschlag die Situation beobachtet und nervös werden könnte. Verlangen die „Kontrolleure“ Schmiergeld, so sollten Betroffene das Geld möglichst so übergeben, dass dem Opfer keine Bestechung unterstellt werden kann.

Der praktische Teil des Sicherheitstrainings besteht aus nachgestellten Situation und Verhaltungsübungen für Krisensituationen. Dort stellen die ausgebildeten Trainer (in der Regel ehemalige Spezialkräfte der Bundeswehr oder Polizei) beispielsweise eine Car-Jacking-Situation nach. Dabei handelt es sich um schnelle Überfälle am helllichten Tag im Berufsverkehr. Die Täter bedrohen den Fahrer eines Autos an der Ampel mit einer Waffe und zwingen ihn auszusteigen. Für gewöhnlich haben es die Täter „nur“ auf das Auto abgesehen, weshalb das Opfer keinen Widerstand leisten und allen Anweisungen folgen sollte. Auch die Täter stehen unter einem großen Druck, so dass jegliche Provokation zu Problemen führen könnte. Indem die Teilnehmer eine solche Szene trainieren, bekommen sie eine Vorstellung vom Ernstfall und fühlen sich durch die vermittelten Inhalte, Tipps und Tricks besser vorbereitet.

Die entführten Mitarbeiter deutscher Unternehmen Anfang des Jahres hätten das Risiko verschleppt zu werden, zum Beispiel verringern können, wenn sie täglich eine andere Route zum Arbeitsplatz gewählt hätten und den Arbeitsbeginn regelmäßig variiert hätten. 85 Prozent aller Entführungen finden in der Woche und meistens morgens statt.

Ein vorbereitendes interkulturelles Sicherheitstraining dauert lediglich zwei Tage, kann die Sicherheitsrisiken aber signifikant reduzieren. Die Sensibilisierung für das „Undenkbare“ schärft Sinne und Verstand des Entsandten oder Geschäftsreisenden. Wer sich vorsichtiger verhält und für den Ernstfall trainiert hat, rettet im Zweifel Leib und Leben.

Offenes Training: Wie Geschäftsreisende und Expatriates sich für Gefahrensituationen im Ausland wappnen

Wann: 23. und 24. Januar

Wo: Hamburg

Kosten: 890 Euro

Infos & Anmeldung: http://www.bdae.com/de/interkulturelles_training/interkulturelles_sicherheitstraining.htm

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